Dichterin Die Spuren von Else Lasker-Schüler in der Stadt

Wuppertal · 25 Jahre hat die Dichterin Else Lasker-Schüler in Elberfeld gelebt. Eine Führung hat sich auf die Spuren der bekannten Wuppertalerin begeben.

 Dirk Stasikowski las am Wupperufer aus Else Lasker-Schülers Theaterstück „die Wupper“.

Dirk Stasikowski las am Wupperufer aus Else Lasker-Schülers Theaterstück „die Wupper“.

Foto: Fischer, Andreas

Die Vögel zwitschern, vom Verkehrslärm der Briller Straße ist nichts zu hören und die Sonne glitzert im Wasser des kleinen Brunnens. Hier, im idyllischen Garten des Hauses an der unteren Sadowastraße, hat Else Lasker-Schüler in jungen Jahren gespielt – und sich vielleicht damals schon als Prinz von Theben in fantastische Welten geträumt. Der Rundgang auf den Spuren der berühmten Dichterin erlaubte einen seltenen Blick auf den Ort ihrer Kindheit und Jugend.

Schauspieler Dirk Stasikowski nahm die Teilnehmer am vergangenen Samstag mit auf eine spannende Zeitreise. Dabei erlebten sie die wichtigen Lebensstationen der jüdischen Literatin an den Orten im Stadtgebiet, die mit ihr heute noch verbunden sind. „Das ist natürlich eine Herausforderung, weil Else Lasker-Schüler schon mit 25 Jahren Elberfeld verließ und nach Berlin ging“, erklärt Dirk Stasikowski.

Er hatte sich akribisch auf die Führung zum 150. Geburtstag der bekannten Wuppertalerin vorbereitet und zahlreiche Anekdoten über sie im Gepäck. Lesungen aus ihren Schriften rundeten die zweieinhalbstündige Tour ab.

Starke Texten entfalteten ganz besondere Wirkung

Als ausgebildeter Sprecher verlieh Stasikowski den ohnehin ausdrucksstarken Texten mit seiner charakteristischen Stimme eine ganz besondere Wirkung. Diese Präsentation ergänzte sich ideal mit den dafür ausgewählten Elberfelder Schauplätzen, etwa bei der Lesung aus dem 1909 veröffentlichten Stück „Die Wupper“ am Wupperufer.

Nicht fehlen durfte beim Rundgang natürlich das 1989 errichtete Else Lasker-Schüler-Denkmal an der Herzogstraße. Das Doppel-Porträt wurde aus rund 41 000 Glasmosaiksteinen gefertigt. Deutlich weniger auffällig ist die nur einige Gehminuten entfernte Gedenktafel an der Herzogstraße 29. Auf diesem Grundstück befand sich das Bankhaus ihres Vaters Aaron Schüler, in dem die Dichterin 1869 geboren wurde.

Direkt um die Ecke liegt die Wohnung, die Else Lasker-Schüler zusammen mit ihrem Mann Berthold Lasker 1894 kurz vor dem Umzug nach Berlin für einige Monate bewohnte. Elberfeld wurde für sie schließlich zu eng und in der Metropole lockte eine lebendige Künstlerszene.

Die aufstrebende Dichterin hatte ihren eigenen Kopf. Sie trug gern Hosen, hatte während ihrer Ehe nicht wenige Affären und setzte sich aktiv gegen die strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen ein. Ihr Verhältnis zur bürgerlichen Klasse des Bergischen Landes war daher alles andere als spannungsfrei. „Sie galt als komischer Vogel, aber sicherlich auch als faszinierende Frau“, sagt Dirk Stasikowski.

Davon zeugt auch ein Bericht im General-Anzeiger von 1912. Bei einer Lesung von Else Lasker-Schüler im ehemaligen Kaisersaal der Stadthalle sei das Publikum „starr vor Staunen“ gewesen, heißt es hier. „Das Gesicht ist von einer orientalischen Sinnlichkeit, der Körper hat etwas Schlangenhaftes“, schwärmt der Autor des Artikels.

Ihr teils exzentrischer Auftritt mag manchen Zeitgenossen irritiert haben. Ohne Zweifel gehört sie aber zu den bedeutendsten Vertretern der avantgardistischen Literatur. Trotzdem taten sich die Wuppertaler lange Zeit schwer, im Stadtbild an sie zu erinnern. 1968 wurde die frühere Baustraße schließlich in Else-Lasker-Schüler Straße umbenannt. Bei der Errichtung des angrenzenden Mädchengymnasiums wurde die Dichterin aber zunächst nicht berücksichtigt. Erst 1992 kam es zur Umbenennung der späteren Gesamtschule.

Auch ein kleiner Park ist der Schriftstellerin gewidmet. „Es ist wirklich interessant, all diese Orte bei einer Führung kennenlernen zu können“, findet Teilnehmerin Margret Hölzer. „Ich freue mich über das Interesse und hoffe, dass es die Führung noch öfter geben wird“, sagt Dirk Stasikowski

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