Campus Wuppertal Führen — Dr. Jörg lehrt an der Uni, wie es geht

Der Ehrenvorsitzende des Vorwerk-Beirates, Dr. Jörg Mittelsten Scheid, lehrt Studenten, wie Unternehmen erfolgreich geleitet werden.

Campus Wuppertal: Führen — Dr. Jörg lehrt an der Uni, wie es geht
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Wort vom „berufenen Munde“ stimmt sehr wahrscheinlich selten so, wie in diesem Fall. In drei Vorlesungen erklärt Dr. Jörg Mittelsten Scheid Wuppertaler Wirtschaftsstudenten, was eine gute Führungskraft mitbringen muss. Es geht um Erfolg, Nähe, Authentizität, Verlässlichkeit, Solidarität, Vertrauen, Einfühlungsvermögen und Begeisterung. Und wenn Mittelstsen Scheid davon berichtet, dann klingt das glaubwürdig. Dass junge Publikum im voll besetzten Hörsaal folgte dem Ehrenvorsitzenden des Beirates der Vorwerk & Co. KG auf jeden Fall äußerst aufmerksam und interessiert.

Wenn Jörg Mittelsten Scheid über führen und geführt werden berichtet, dann ist das lebendig und nachvollziehbar. Dann entstehen vor inneren Augen der Zuhörer Bilder vom Großvater August Mittelsten Scheid, der sich in schlechten Zeiten gleichsam geweigert hat, seine Arbeiter zu entlassen. Seine Solidarität mit den Beschäftigten ging damals sogar so weit, dass er sich auf den Haustürvertrieb einließ. Der war im Deutschland der 1930er-Jahre nicht gerade hoch angesehen. „Für meinen Großvater war das ein ganz schwerer Schritt“, sagte Mittelsten Scheid. Aber er sollte den anhaltenden Erfolg des Familienunternehmens begründen.

Auch Erich Mittelsten Scheid, Augusts Sohn und Jörgs Onkel, hat Entscheidungen getroffen, die Jörg Mittelsten Scheid einer guten Führungskraft zuordnet. Erich stellte gezielt Kriegsversehrte ein, gab den Heimkehrern vom Schlachtfeld und aus Kriegsgefangenschaft eine Zukunft. Und er erkannte unter anderem, dass seine Stärken mehr auf technischem Gebiet lagen, er sich mithin Kompetenz ins Haus holen musste.

Einer dieser Fachleute war Jörg Mittelsten Scheid, der von den Dingen, die Vorwerk herstellte, zunächst allerdings keine Ahnung hatte. „Aber ich konnte zuhören“, erklärte er seinem Publikum. Wenn in einer Diskussion jeder seine Argumente ausbreiten dürfe, gebe es am Ende das richtige Ergebnis. „99 Prozent der Entscheidungen im Unternehmen habe nicht ich getroffen“, erklärte der 80 Jahre alte Unternehmer.

Dass Mittelsten Scheid auch selbst macht, was er den Studenten erzählte, zeigt sich daran, dass er in seinem Unternehmen für alle Beschäftigten, vom Pförtner bis zum persönlich haftenden Gesellschafter „Dr. Jörg“ ist. Das schafft zugleich Nähe und Distanz, zwei Faktoren, die neben Zuhören und Begeisterung zu einem erfolgreichen Führungsstil gehören. Und eine Portion Humor schadet auch nie, sagt Dr. Jörg.

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