Frühwarnsystem bringt Hilfe für gefährdete Kinder

Die Stadt will Hebammen, Ärzte und Jugendhilfe zu einem Netzwerk zusammenschließen.

Wuppertal. Eine drogenabhängige sehr junge Mutter bringt in einer Wuppertaler Klinik ein Kind zur Welt, die Situation überfordert sie. In einem anderen Fall bemerkt ein Kinderarzt bei einer Routineuntersuchung, dass sein kleiner Patient auffällige blaue Flecken am Körper hat. Solche Fälle können auch in Wuppertal vorkommen.

Um mögliche Vernachlässigungen und Gefährdungen von Kindern zu verhindern, will die Stadt ein Früherkennungs- und Unterstützungssystem einrichten. Dafür sollen Geburtskliniken, Hebammen, Kinderärzte und Beratungsstellen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen werden. Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Wohlfahrtsverbände und andere Partner entwickeln Hilfsangebote, mit denen Familien, die ihrer Erziehungsaufgaben schwer nachkommen, gestärkt werden sollen.

Besonders im Fokus stehen dabei die Kinder unter drei Jahren, weil sie den meisten Schutz brauchen und weil ein Großteil von ihnen keinen Kindergarten besucht und so nicht unter Beobachtung steht.

"Auch jetzt findet schon eine Kommunikation zwischen den einzelnen Stellen statt", sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. "Aber wir wollen die Zusammenarbeit systematisieren und ein enges Netz herstellen, um möglichst niederschwellig an die Kinder heranzukommen."

Im Falle der drogenabhängigen Mutter oder des kleinen Jungen mit den blauen Flecken würde das bedeuten: Die Ärzte oder Hebammen wenden sich an den Bezirkssozialdienst. Familien, die schnelle Hilfe brauchen, kann zum Beispiel kurzfristig eine Honorarkraft zur Seite gestellt werden, die im Haushalt und bei der Erziehung einspringt, um eine Gefährdung des Kindes zu verhindern.

Um die Vernetzung zwischen zwischen den einzelnen Institutionen zu verbessern, soll bei der Stadt eine zentrale Informationsstelle eingerichtet werden. Dort werden sämtliche Angebote für Eltern - auch die des Gesundheitswesens - gesammelt. Um Eltern auch auf die Hilfsmöglichkeit hinzuweisen, wird ein mehrsprachiger Flyer "Starthilfe für Eltern und Kinder in Wuppertal" erstellt. Außerdem will die Stadt ein "Eltern-Kind-Buch" mit Tipps zu Ernährung, Notfällen und Erziehung einrichten. Das Buch soll über Kooperationspartner finanziert werden.

Die Verwaltung hat erste Gespräche mit Ärzten und Hebammen geführt. Das Rahmenkonzept soll voraussichtlich bei einer Fachtagung Mitte des Jahres vorgestellt werden. Dann soll das Projekt auch offiziell starten. Die Kosten für die Realisierung stehen noch nicht fest.

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