Gastbeitrag Fridays for Future wollen die Kommunalwahlen zu Klimawahlen machen

Wuppertal · Die jungen Aktivisten wollen im kommenden Jahr weiter Druck ausüben. Jonah Näckel schreibt von den Plänen.

 Wuppertaler Schüler bei einer Freitagsdemo.

Wuppertaler Schüler bei einer Freitagsdemo.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Fridays for Future ist mittlerweile ein Jahr alt, letzten Samstag haben wir mit Fridays for Future Düsseldorf zusammen unser einjähriges Jubiläum auf den Straßen gefeiert.

Es war ein durchwachsenes Jahr, am 20. September waren wir 5000 in Wuppertal, ganze 1,4 Millionen Menschen in ganz Deutschland. Wir haben einen breiten gesellschaftlichen Diskurs geschaffen, unabhängig von Generationen, sozialen Schichten und Lebensbereichen. Aber Handlungen der politischen Entscheidungsträger sowohl bundesweit als auch regional sind nicht ansatzweise stark genug, um dem menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken.
Deswegen werden wir auch 2020 genauso laut, groß und stark weiter auf die Straße gehen wie bisher. Wir in Wuppertal wollen zum nächsten internationalen Streiktermin wieder demonstrieren und bereiten uns jetzt schon auf mehrere Aktionen vor. Wir werden im Frühjahr ein fertiges Papier erstellt haben, in welchem wir explizite Konzepte und Maßnahmen von der Stadt fordern.

Die Ausrufung des Klimanotstandes haben wir nicht aufgegeben, nach der Ablehnung hat zum Beispiel auch noch München den Klimanotstand ausgerufen, der Klimaneutralität bis 2035 vorsieht. Es ist also durchaus machbar. Selbst größere Städte als Wuppertal nehmen sich dieser Herausforderung an. Wieso sollte sich Wuppertal also weiterhin davor drücken? Die Klimaziele von 2020 übertreffen wir ja sogar, ein ambitioniertes Ziel ist also durchaus machbar.

Falls es der SPD hilft, wären wir auch bereit, den Notstandsbegriff zu übersetzen und in Wuppertal einen „Climate Emergency“ auszurufen. Den Parteien, denen die Ziele zu ambitioniert sind, können wir jedoch aus wissenschaftlicher Sicht leider nicht entgegenkommen. Naturprozesse und Klimawandel sind leider nicht zu verhandeln.

Unser größtes Ziel für nächstes Jahr: Die Kommunalwahlen stehen an. Nachdem wir noch vor einigen Wochen vom Hauptausschuss klar gezeigt bekommen haben, dass er uns und den Umweltausschuss nicht ernst nimmt, werden wir ab Sommer unser Bestes geben, um die Kommunalwahlen zu Klimawahlen zu machen. Und das gemeinsam in ganz NRW.

 Wenn die Parteien, hier namentlich FDP, Freie Wähler, SPD und CDU, im nächsten Jahr nicht zeigen, dass sie es ernst meinen mit Klima- und Umweltschutz, dann sollten diese klar abgestraft werden. Wir selber können das nach wie vor bei weitem nicht allein machen. Deswegen werden wir gerade dann besonders hörbar streiken und alle Leute davon überzeugen, dass es nur Parteien, die es mit Klimapolitik ernst meinen, verdient haben, gewählt zu werden.

Für mehr Bürgerbeteiligung, Demokratie, und vor allem für mehr Klimaschutz - der Kampf geht weiter. Solange das eben sein muss, bevor es irgendwann zu spät ist.

Gegen Populismus, der unqualifiziert behauptet, Klimaschutz würde Lebensgrundlagen entziehen, alles teurer machen und die wichtigsten Freiheiten der Deutschen einschränken. Auch vermeintlicher professioneller Journalismus - wie der von der Bildzeitung - zieht Debatten gekonnt ins Lächerliche und lenkt von den wirklichen Problemen gezielt ab. Der Satz „Man müsse sich Klimaschutz leisten können“ muss endlich Schnee von gestern sein und durch Generationengerechtigkeit ersetzt werden.

Fridays for Future wird nach wie vor einstehen für eine lebenswerte Zukunft, für alle Generationen, die noch kommen werden, und das zusammen mit allen Generationen, die es jetzt schon gibt.

Wir sehen uns hoffentlich nächstes Jahr auf der Straße. (#togetherwefight #wirwerdenmehr)

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