Kolumne Was braucht unsere Reise in die Zukunft?

Wuppertal · Zuversicht und kreative Foren für Dialoge und Aushandeln bieten sich an.

 Uta Atzpodien

Uta Atzpodien

Foto: Ralf Silberkuhl

„Ein Aufbruch ins Unbekannte im Hier und Jetzt“ heißt es im Programm der „Lebenslinien“ zur ersten von vier Choreographien. Sie verwandelten am Wochenende die renovierungsbedürftige obere Etage im Café Ada in die vertraute und legendäre, schöne und intime Tanzbühnenatmosphäre. Alle vier Tanzstücke vitalisierten mich als Zuschauerin mit ihren feinen und menschlichen Momenten, regen mich jetzt noch an, selbst meinen Alltag zu bewegen, sei es innerlich oder nach außen hin. Das letzte, ein Mutter-Tochter-Stück von Bénédicte Billiet und Sophia Otto der Cie. Entretemps, erreichte mich in seiner liebevoll abgestimmten Verbundenheit. Ja, das kann Kunst: Sie berührt über einfühlsames MIteinander, zeigt, was Gemeinschaft ausmacht. Momente voll Zuversicht.

Zuversicht tut Not. Enttäuscht ist momentan nicht nur die Fridays for Future-Bewegung. Warum wird sie so wenig gehört? Weltweit, bundesweit, in der Stadt. Empfiehlt doch selbst der Umweltausschuss, parlamentarisches Fachgremium, die Ausrufung des Klimanotstandes, wie schon rund 50 Kommunen in ganz Deutschland, um wach, aufmerksam und pro-aktiv mit Herausforderungen umgehen zu können. Millionen von Menschen gehen weltweit auf die Straße. Was hindert daran, vom Denken ins Handeln zu kommen? Warum hören die Menschen einander nicht mehr zu, greifen Fachwissen und Anregungen klarer auf? Unsere Gesellschaft, unsere Reise in die Zukunft braucht Foren, um sich nicht von Angst lähmen zu lassen, zuzuhören und miteinander pragmatisch gestaltend weiterzukommen. Und genau dafür kann Kunst eine zentrale Rolle spielen. Kunst, was kann Kunst sein?

Direkt an der Trasse: Erst kürzlich wurde Utopiastadt in Beuysscher Tradition mit dem Preis als soziale Skulptur gekürt, der ihren Puls für „gesellschaftliche Transformation zu mehr sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Verantwortung, gelingender Kooperation und Teilhabe“ würdigt. Nicht nur hier, an vielen Orten tut sich etwas in Wuppertal, die mehr und mehr einen erweiterten zukunftsweisenden Wohlstands- und Kunstbegriff pflegen. Es sind Foren von Möglichmacherinnen und -machern, denn sie finden zusammen und erarbeiten, wie es weitergeht. Punktuell geschah das bei einem hochkarätig besetzten Podium letzte Woche im Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium zu der seit Jahrzehnten diskutierten Skulptur „Pallas Athene“ des nationalsozialistisch orientierten Künstlers Arno Breker am Eingang der Schule. Die Ministerin für Kunst und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen schlug einen Kunstwettbewerb vor, um über künstlerische Dialoge zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, für eine Haltung zu Gegenwart und Zukunft beizutragen.

Beim Jour fixe „Kunst trifft Kunst“ am Samstag in der Kunststation Vohwinkel übte sich ein lebendig-zukunftsweisendes Forum im einander Zuhören und miteinander Aushandeln. Eine Dokumentation der letzten zweieinhalb Jahre intensiver Arbeit des Freien Netzwerks Kultur ist überfällig. Wie häufig in letzter Zeit wurde der Wupperbogen vom Pina Bausch Zentrum zum zentralen Thema, offensichtlich paradigmatisch, um zu zeigen, dass es an der Zeit ist, dass Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft noch mehr zusammenfinden. Ja, diese Reise braucht Dialoge und kreative Foren. Unser nächster Jour fixe „Pina Bausch Zentrum & Wupperbogen“ ist für Mitte März in Planung. Wie die „Lebenslinien“ im Ada es formulieren: „Eine Reise als Erlebnis mit offenem und suchendem Gemüt, mit Vertrauen gegenüber dem Ungeahnten und gelassener Empfänglichkeit“. Und immer ganz konkret im Leben: Was brauchen wir dafür?

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