Frau Dönnecke gibt Tauben eine Chance

Aus einer Bürgerinitiative ist der Förderverein Stadttauben Wuppertal geworden. Das treueste Mitglied ist 77 Jahre alt.

Frau Dönnecke gibt Tauben eine Chance
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Spachtel und Kehrschaufel — das sind zwei der Utensilien, die Marita Dönnecke täglich mehrfach in die Hand nimmt. Tag für Tag bringt sie, mit Hilfe von Dietmar Tiedke, einen großen Sack voll Dreck weg. Der stammt von den etwa 500 Stadttauben, die das Taubenhaus im Turm des ehemaligen Rathauses in Elberfeld besuchen. Um zu fressen, zu nisten und sich auszuruhen.

Die 77 Jahre alte Tierfreundin engagiert sich seit acht Jahren ehrenamtlich für Wuppertals Stadttauben. Sie gehört der ehemaligen Stadttauben-Bürgerinitiative Wuppertal an, die Anfang Mai dieses Jahres zum Förderverein Stadttauben Wuppertal wurde. Viele Entwicklungen rund um den Schutz der Vögel trieb Marita Dönnecke wesentlich voran, etwa den Bau des Taubenhauses in Oberbarmen.

Aktuell arbeitet ein Helfer, André Anton, jeden Tag im „Taubenhotel“ am Berliner Platz. Marita Dönnecke und ihr Helfer Dietmar Tiedke kümmern sich um die Tauben im ehemaligen Elberfelder Rathausturm — fünf Stunden täglich. Sie säubern die Unterkunft, tauschen Eier aus, erneuern Futter und Trinkwasser. Wofür die Spenden nicht ausreichen, das zahlt Marita Dönnecke aus ihrer eigenen Tasche. Jeden Monat.

„Stadttauben können hier nicht artgerecht leben“, sagt die 77-Jährige. Die sehr zutraulichen Tiere stammten von Brieftauben ab und seien in den Innenstädten zuhause — ein Merkmal, unter dem sie täglich zu leiden hätten. Eigentlich reine Körnerfresser, wichen sie notgedrungen auf herumliegende Essensreste aus, besonders Pommes, sogar Erbrochenes. Dönnecke: „Das macht sie natürlich krank.“

Irrtümlich glaubten viele, Taubenkrankheiten seien auf den Menschen übertragbar. „Aber Tauben übertragen nicht mehr oder weniger Keime als jeder Stubenvogel. Das ist medizinisch nachgewiesen.“ Weil sich viele Menschen von den Tieren gestört und teils bedroht fühlten, spannten sie unter anderem Drähte, um sie loszuwerden — neben Scherben und anderen Abfallresten eine große Gefahr. Der verbreitete Hass auf Tauben schmerzt Marita Dönnecke.

Deswegen steckt sie ihre ganze Energie in die beiden Taubenhäuser des Fördervereins. Sie dienen dazu, die Tiere von den öffentlichen Plätzen fernzuhalten: Vor zwei Jahren hätten sich auf dem Elberfelder Marktplatz täglich rund 60 Tauben getummelt, sagt Dönnecke. Seit Einrichtung des Unterschlupfes sei der Platz nahezu taubenfrei.

Zum anderen sollen die Häuser eine artgerechte Versorgung und die Kontrolle der Taubenpopulation ermöglichen. „In Oberbarmen haben wir jetzt das 1000. Ei ausgetauscht“, sagt Marita Dönnecke. „In Elberfeld sind es fast 4000.“ Für jedes frisch gelegte Ei komme eine Gips-Attrappe ins Nest. Am liebsten würde Dönnecke noch mehr Taubenhäuser eröffnen. Dafür — und für Taubenfutter — braucht der Verein Spenden. „Nur so haben die Tauben eine Chance.“

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