Fitnesstraining im Zoo: Bongi lernt fürs Leben

Warum die kleinen Elefanten Bongi, Kibo, Tika und Tamo jeden Tag ein Fitnessprogramm absolvieren müssen.

Wuppertal. Als das afrikanische Elefantenmädchen Bongi am 3. Juni 2005 das Licht der Welt erblickte, konnte sie noch nicht ahnen, dass es ihr seine Halb-Geschwister einmal so schwer machen würden.

Nun tollen mit Kibo, Tika und Tamo drei halbwüchsige Elefanten um sie herum und fordern immer wieder zum Kräftemessen heraus. Doch Bongi toleriert die Spielereien der Geschwister und ist - wie es sich für einen Dickhäuter gehört - nicht aus der Ruhe zu bringen.

Gelassen kaut Bongi auf einem Weide-Ast herum und hält dabei den Rüssel in die Sonne. Ihre jüngeren Geschwister hingegen lassen sich eine Menge Unfug einfallen: Sie klettern aufeinander, schubsen ihre Mütter und Tanten oder wälzen sich im neu aufgeschütteten Sand. Doch der Spaß hat auch seine Grenzen. "Schon die Jüngsten müssen lernen, Respekt voreinander zu haben und auf die Kommandos der Pfleger zu hören", sagt Revierleiter Filipe von Gilsa.

Die zehn Monate alte Tika kann bereits mühelos am Rüssel geführt werden. Bongi ist ihren Geschwistern allerdings schon einige Schritte voraus. Problemlos hebt sie auf Kommando das Vorderbein oder stellt sich auf die Hinterläufe. Ein beruhigendes "Ho" von Filipe von Gilsa genügt und Bongi verharrt in dieser Position. Ein weiteres Kommando und der Dickhäuter legt sich brav auf den Boden.

Das Geheimnis der Dressur: wie immer das Futter. Mit dem Training wird begonnen, sobald der Elefant feste Nahrung aufnimmt. "Zunächst füttere ich den Elefanten und berühre dabei leicht den Rüssel", erklärt von Gilsa. Das Tier versteht dann, dass mit der Berührung des Pflegers nur Belohnungen verbunden sind.

Die Übungen müssen täglich wiederholt werden, bis schließlich eine Fixierung des Tieres möglich ist. Erst wenn der Elefant ruhig gehalten werden kann, ist es möglich, ärztliche Untersuchungen durchzuführen. Der Zoo-Tierarzt würde sich sonst in große Gefahr begeben. Bongi wiegt mit seinen drei Jahren bereits mehr als 900 Kilogramm.

Der nächste Schritt: Immer, wenn der Elefant sich freiwillig auf den Boden wirft, um sich zu wälzen, gibt der Pfleger ihm eine Leckerlie. Hat der Elefant diese Verbindung verstanden, kommt das Kommando hinzu. Durch die tägliche Wiederholung reicht schließlich das Kommando und der Elefant lässt sich auf den Boden fallen.

Ziel des Trainings ist es nicht, die Elefanten zu Zirkusartisten zu erziehen. "Das kleine Fitnessprogramm hilft dabei, dass die Tiere schön muskulös bleiben. Das vereinfacht die Geburten", erklärt Gilsa. Der Jüngste im Elefanten-Clan Tamo ernährt sich zurzeit noch von Muttermilch. Bis das Tier alt genug ist, um mit dem Training zu beginnen, vergehen noch einige Wochen. Bis es soweit ist, kann er aber die professionellen Darbietungen seiner großen Schwester Bongi bestaunen.

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