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„Filme zur Kunst“ startet mit Diskussion über die Kultur

Beim Auftakt der neuen Reihe im Skulpturenpark Waldfrieden war das Wirken von Christoph Schlingensief Thema.

„Filme zur Kunst“ startet mit Diskussion über die Kultur
Foto: Stefan Fries

„Scheitern als Chance!“: Wir schreiben das Jahr 1998 — Neunziger pur in jeder Hinsicht. Mitten im Bundestagswahlkampf mischt sich eine Kleinpartei in das Geschehen. Sie möchte den „Unsichtbaren“ der Gesellschaft, den Außenseitern, Menschen mit Behinderungen, Arbeitslosen, Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, eine Stimme geben — sie auf unüberhörbare und unübersehbare Weise sichtbar machen. Hinter dem Projekt verbirgt sich eine alle Grenzen sprengende Kunstaktion des unermüdlichen kreativen Geistes Christoph Schlingensief. Der Provokateur, Theater- und Filmemacher, kompromisslose Selbstdarsteller, ja Universalkünstler im besten Sinne, spaltete mit seinen Aktionen die gesellschaftliche Meinung. Vom Feuilleton mal exaltiert gelobt, verrissen, oft missverstanden, vom Publikum verehrt und gehasst — der im Jahr 2010 viel zu früh verstorbene, in Oberhausen geborene Künstler ist immer noch eine ästhetische Herausforderung, eine menschliche Fundgrube.

Um die unerhört kraftvolle Idee und die zahlreichen mit ihr verknüpften Aktionen der Partei Chance 2000 wieder fassbar und spürbar zu machen, haben 2017 Kathrin Krottenthaler und Frieder Schlaich eine extensive filmische Dokumentation unter dem Titel „Chance 2000 — Abschied von Deutschland“ vorgestellt. Gäbe es einen besseren Auftakt zur Reihe „Filme zur Kunst“ im Skulpturenpark Waldfrieden, als diesen Film zu zeigen und zu diskutieren? Die von Michael Mader (Geschäftsführung Skulpturenpark Waldfrieden) und Mark Tykwer kuratierte Reihe öffnete also im ausverkauften Café Podest mit einem langen — sehr langen — Abend rund um Schlingensief. Als Diskussionspartner lud man Schauspiel-Intendant Thomas Braus ein.

Mark Tykwer, Kurator der Reihe „Filme zur Kunst“

„Mich hat das immer ganz fasziniert. Klar, es gibt das normale Guckkastentheater — das ist okay. Und dann ist da so jemand der sagt, ‚ich will das verändern, ich will diese Wand irgendwie aufreißen?’ Er will so ein bisschen an der Grenze zwischen Kunst und Leben kratzen“, eröffnete Braus und betonte, „Schlingensief ist ein Regisseur, den ich extrem mochte“. Tykwer setzte zunächst auch auf einen entsprechenden Schwerpunkt: „Er hat unglaublich viele Dinge versucht, auf der Grenze zwischen Kunst und Kommunikation, auf der Schwelle zum Politischen und zurück — diese ganzen Ideen hat er immer wieder miteinander verwoben. Das ist im Theater mittlerweile auch sehr gut — sehr stark — angekommen.“ Auch wurde thematisiert, ob und mit welcher Resonanz solche Projekte heute machbar wären. Natürlich kam zudem das Thema zur Sprache, wie der Umgang von Schlingensief mit den Akteuren seiner Aktion zu bewerten sei. Er nimmt sie ernst. Des Weiteren reflektierte man über die Selbstdarstellung Schlingensiefs und wie sie im Film, der ganz ohne Kommentar auskommt, beleuchtet wird.

Doch entwickelte sich das Gespräch, bei dem das Publikum eine tragende Rolle hatte, nach anfänglichem Fokus auf Film und Person in eine unerwartete Richtung. Theater in Wuppertal — das Woher und Wohin — entpuppte sich als roter Faden, wobei Schlingensief fast nur noch mehr Anlass als Substanz wurde.

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