Zu Besuch in... Feuerwehr: In acht Minuten soll die Hilfe vor Ort sein

Elberfeld. · CDU-Ratsfraktion ließ sich bei ihrem Sommertermin vor Ort die Arbeit der Leitstelle Wuppertal/Solingen erklären.

 Dienstgruppenleiter Philip Steinberg (li.) und der Leiter der Leitstelle, Frank Holthaus (r.),  erklärten der CDU-Delegation um Dezernent Matthias Nocke (2.v.r.) die Arbeit der Leitstelle.

Dienstgruppenleiter Philip Steinberg (li.) und der Leiter der Leitstelle, Frank Holthaus (r.),  erklärten der CDU-Delegation um Dezernent Matthias Nocke (2.v.r.) die Arbeit der Leitstelle.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Löschen rettet Leben, strukturiertes Fragen aber auch, und über allem steht das Tempo: In die Arbeit der Feuerwehr gab die Leitstelle am August-Bebel-Weg der CDU-Ratsfraktion einen Einblick, der manch Unerwartetes bereit hielt. Zur Sprache kamen beim Sommertermin der Ratsfrauen und -herren verschiedentlich auch Rahmenbedingungen, die in der Verantwortung der Politik liegen.

Wuppertal steht in Sachen Feuerwehr in enger Kooperation mit Solingen. Gutes Zusammenwirken ist demnach für zuverlässigen Schutz aber auch anderswo von grundlegender Bedeutung: Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz oder Arbeiter-Samariter-Bund sind fester Bestandteil des Systems, soweit es um Versorgung von Unglücksopfern geht - und das laut Andreas Steinhard, stellvertretender Leiter, im Tal und der Nachbarstadt ganz besonders: „Ich kenne keine andere Stadt in Nordrhein-Westfalen, die so intensiv mit allen zusammenarbeitet.“ Das „alle“ relativierte sich etwas nach einer Nachfrage von Co-Fraktionschef Hans-Jörg Herhausen, weil es private Rettungsunternehmen nicht umfasst. Doch blieb kein Zweifel daran, dass jedenfalls ASB und Co für die Einsätze unverzichtbar sind, mehr noch: Die Besatzung von Rettungswagen stammt aus ihren Reihen,  die Koordination durch die Leitstelle läuft im Hintergrund.

Zentrale Zusammenarbeit, was Brand und Feuer selbst betrifft, läuft zwischen der Berufsfeuerwehr und den Freiwilligen. Von den gut tausend Einsatzkräften, die zum Löschen bereit stehen, entfallen derzeit 567 auf die freiwilligen Feuerwehren, während die Berufswehr 403 stellt; hinzu kommen laut Steinhard 245 Retter der Jugendfeuerwehr. Die übrigens,  sind  nicht zuletzt hoch gefragt, um Nachwuchs für die Profis zu gewinnen: Als Einstieg in eine Berufslaufbahn als Feuerwehrmann oder -frau, die dringend gesucht werden. Kein Zweifel – es ist kein Job für jeden.

Besagte Koordination im Hintergrund: Die Ratsmitglieder konnten am Mittwoch  erahnen, dass diese es in sich hat. Von zwei Führungen ging es zum einen in Hof und Fahrzeughalle, wo die Planung ankommt, zum anderen   in die Planungszentrale. Hier führte Philipp Steinberg anschaulich vor, was passiert, wenn die Nachricht eines Notfalls kommt: Ein Bildschirm zeigt die Fahrzeuge im Stadtgebiet an, ihren Standort und ihren „Status“ - verschiedenfarbige Markierungen informieren unter anderem: Wer ist gerade wo im Einsatz, wer ohne Einsatz, also verfügbar? Acht Minuten ist der Richtwert: In dieser Zeit soll Hilfe vor Ort sein.

Auch die  Ausrüstung sollte
auf neuem Stand sein

 Kommunikation scheint da schnell lebenswichtig - und hier kam das strukturierte Fragen zum Zug. Nicht nur dass ein „Welche Straße?“ günstiger ist als ein einfaches „Wo?“: Ist einmal erfragt, dass etwa nur eine Person involviert ist, kann der Gesprächsführende sich die sonst nötige Frage sparen, ob der Gefährdete bei Bewusstsein ist –  offenbar kann er ja telefonieren. Kleine strategische Tricks, die Leben retten können.

Taktisch wertvoll war laut Steinberg auch eine klare Instruktion an mögliche Helfer vor Ort bei der „Telefon-Reanimation“. Denn wie fix ein Rettungsdienst auch sein mag: Bei Fällen wie einem Herzinfarkt entscheiden Minuten, und Gesunde vor Ort mutieren da zum rettenden „Ersthelfer“, die am Hörer an die Hand zu nehmen sind – ruhig, aber zielführend.

Was den Bezug zu Politik und aktuellen Debatten betrifft: Andreas Steinhard gab in seinem Vortrag auch Hinweise an die Ratsmitglieder als politische Vertreter – etwa wenn es um gut gerüstete Einsatzfahrzeuge ging. Auch gerade die so unverzichtbaren Freiwilligen bräuchten Ausstattung auf neuem Stand. Angesprochen auf Übergriffe auf Retter, wie sie derzeit in den Medien präsent sind, antwortete er differenzierend: Komme von aggressiven Personen etwa ein Messer ins Spiel, so werde Anzeige erstattet. Dass aber schon einmal eine Hand erhoben werde, kommentierte er pragmatisch: „Das gehört zum Berufsbild.“ Man mag hinzufügen: Vielleicht ist das interessant in Zeiten, da von Teilen der Politik massive Maßnahmen bei Übergriffen gegen Retter oder auch Polizisten gefordert werden.

Dass die Brandrettung insgesamt gut aufgestellt ist, war ein Eindruck des Besuchs, den auch Matthias Nocke bestätigte, zuständiger Dezernent und  CDU-Chef: Er erinnerte an den Fall einer italienischen Großfamilie, die vor Kurzem in großer Aufregung einen Notfall gemeldet habe – die auch sprachliche Verständigung war   effizient und sicherte einen schnellen Einsatz: „Das klappt dann auch“, bescheinigte er dem Notfallkonzept der Wehr. Primäres Ziel der Leitzentrale sei bei allem, so Koordinator Steinberg: „Möglichst schnell die Kollegen auf die Straße bringen.“ Damit die Wagen in Hof oder Halle bestens informiert zum Notfall aufbrechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort