Feuerbestattung: Jeden Tag werden 20 Tote eingeäschert

Führung im Bergischen Krematorium — die Teilnehmer sind beeindruckt von der Anlage und dem Verfahren.

Vohwinkel. „So komisch es klingt: Eigentlich bin ich beeindruckt“, gesteht Norbert Sdunzik aus Vohwinkel. „Es wird hier sehr sauber und pietätvoll gearbeitet“, ergänzt der Besucher. Im Rahmen von 24 Stunden live hat er mit vielen anderen Interessierten hinter die Kulissen des Bergischen Krematoriums geschaut.

„Wir wollen mit diesem Tag der offenen Tür über einige Unklarheiten und Unwahrheiten über das Kremieren aufklären“, erklärt Wolfgang Bähr. Insgesamt zählte der Geschäftsführer des Krematoriums 150 Interessierte, die sich vom Kühlhaus über die beiden Einäscherungsöfen bis hin zur Aschemühle den kompletten Vorgang des Kremierens erklären ließen.

Im Boden sind zwei parallele Schienen angebracht. Sie führen zu einem Ofen, der durch eine Metallklappe verdeckt ist. Kein Wunder, denn der Einäscherungsvorgang findet bei Temperaturen von 900 bis 1200 Grad statt, die Öfen werden mit Flüssiggas betrieben. Zur Identifizierung der Verstorbenen werden feuerfeste Schamottesteine verwandt.

„Damit die Asche getrennt bleibt, wird jeweils nur ein Verstorbener kremiert“, erklärt Bähr, der die Gruppe jetzt durch eine unscheinbare Tür in das Herzstück des Krematoriums führt. Dort zischt der Überdruckkompressor, mehrere metallene Rohrverbindungen führen durch den Raum, der ebenso gut zu einer Fabrik gehören könnte. Rauchgasreinigungsanlagen filtern giftige Stoffe, wie etwa Medikamente, aus der Luft. In der sogenannten Knochenmühle werden die letzten Überreste gemahlen, doch vorher entfernen die Mitarbeiter mit einem Handmagneten die metallenen Rückstände aus der Asche.

„Das ist hier der einzige Ort, wo wir beim Kremieren den Verstorbenen direkt mit der Hand berühren“, sagt Olaf Schilling. Der technische Schichtleiter erklärt, dass es wichtig sei, eine gesunde Distanz zu den Verstorbenen einzuhalten: „Daher bekommt jeder Verstorbene bei uns nur eine Nummer, damit wir nicht zu sehr persönlich mit ihm verbunden sind“.

Sdunzik verlässt nachdenklich das Krematorium. „Ich bin inzwischen in einem Alter, wo man darüber nachdenkt, was später mal passieren soll“, erklärt er.

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