Fest in der Stadthalle: Vom stillen Glück, nicht ganz allein zu sein

In der Stadthalle findet seit vielen Jahren eine ganz besondere Feier an Heiligabend statt.

Wuppertal. Jedes Jahr werden die Besucher der Feier für Alleinstehende in der Stadthalle von Privatpersonen nach Hause gefahren. Die WZ machte sich ebenfalls auf und wollte die Geschichte der Menschen hören, die diese Feier besuchen.

Sie schaut ein wenig unsicher, möchte keine Umstände machen, lächelt, als wäre es ihr unangenehm, hier, an diesem Abend gesehen zu werden. Mit Bedacht und Vorsicht steigt sie in den Wagen, versichert sich noch einmal, ob es auch wirklich keine Umstände macht, dass man sie nach Hause fährt. Dann lächelt sie herzlicher, freut sich darüber, dass auch sie von der Weihnachtsfeier für Alleinstehende in der Stadthalle an Heiligabend nach Hause gefahren wird. Marianne ist zum ersten Mal dabei gewesen — und zum ersten Mal an Weihnachten nicht traurig und allein. Ihre Nachbarin hat ihr die Karte für die jährlich stattfindende Weihnachtsfeier geschenkt. Auch sie sitzt mit im Auto.

Beide erzählen von Marianne, warum sie an diesem Abend allein ist und in der Stadthalle zusammen mit vielen Fremden, ebenfalls Alleinstehenden, feiert: Im Sommer starb Mariannes Mann. Er war ihr Halt in den schweren Jahren zuvor: „Wir waren mal eine glückliche Familie, meine Söhne kamen jeden Sonntag zum Mittagessen“, erzählt sie, während der Wagen an der nächsten Ampel hält.

„David war krank. Es war furchtbar, ihn so zu sehen.“ Mehr als 20 Jahre ist das jetzt her. David starb mit 26 Jahren. „Unser Sohn Michael war für uns da, ist zeitweise sogar wieder bei uns eingezogen“, sagt sie und stockt: „Dann kam er aus einem Urlaub nicht wieder heim. Er ist auf dem Rückweg mit dem Wagen verunglückt.“ Marianne holt hörbar Luft. In vier Jahren hat sie beide Söhne verloren. Beide hatten noch keine Familie. Zurück blieben trauernde Eltern, gebrochen am Tod ihrer Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes im letzten Sommer wurde Marianne dann immer gebrechlicher, schlief viel, war selten ansprechbar, erzählt die Nachbarin. Auch mit wenigen Mitteln wollte sie ihr an Weihnachten etwas Gutes tun, brachte auch ihrer Freundin eine Karte für die Feier der Alleinstehenden mit.

„Ich wollte erst nicht, wollte für mich sein“, sagt sie. „Aber Sie können sich nicht vorstellen, wie schön es war. Musik, Menschen, denen es ähnlich geht,“ sagt sie mit einem warmen Lächeln: „Auch wenn es das erste Weihnachten ohne meinen Mann war. Es war ein sehr schönes Fest, und ich musste nicht nur an die vergangenen Zeiten denken.“ An der Ecke, an der Marianne und die Nachbarin aus dem Auto steigen, bedankt sie sich noch mehrfach für die Heimfahrt: „Es war ein ganz besonderes Weihnachten. Und schreiben Sie unbedingt auch einen Dank an die vielen Helfer an diesem Abend. Ohne diese hätten wir alle kein so wundervolles Weihnachten gehabt.“

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