Fernwärme für die Südhöhen

Von der AWG-Anlage aus wird eine Trasse Richtung Lichtscheid anlegt. Die Stadtwerke zielen auf die Versorgung von Firmen und großen Neuansiedlungen.

Lichtscheid. Jahrelang stand sie im Raum - die Frage, in welcher Form die Energie, die beim Verbrennen von Müll bei der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) anfällt, wirtschaftlich und umweltgerecht zu verwerten ist. Die Antwort ist die Abgabe von Fernwärme - zunächst an die unmittelbare Nachbarschaft, und in absehbarer Zeit auch an Großkunden entlang einer neuen Millionen-Trasse, die sich über Lichtscheid bis ins Gewerbegebiet an der Otto-Hahn-Straße in Ronsdorf ziehen wird.

Nach den guten Erfahrungen, die mit der Fernwärme-Lieferung etwa ans Freibad Neuenhof oder auch an das Schwimmsport-Leistungszentrum auf Küllenhahn gesammelt wurden, macht die AWG in Zusammenarbeit mit den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) als Mutterunternehmen nun Nägel mit Köpfen: In Etappen werden bis ins Jahr 2011 insgesamt 11,8 Millionen Euro in die neue Fernwärmetrasse investiert.

Sie soll Großkunden - wie zum Beispiel die Neuansiedlungen auf dem ehemaligen Kasernengelände - mit Fernwärme versorgen. Dazu werden derzeit noch Verhandlungen geführt. "Gebucht" als Abnehmer sind bereits das Schulzentrum Süd, die Bergische Sonne sowie die Unternehmen Walter Klein (WKW) sowie Wera. Bei der Vorstellung des Trassenprojektes ließen die Chefs der WSW und AWG neben Wuppertals Stadtspitze in Form von Oberbürgermeister Peter Jung und Kämmerer Johannes Slawig außer Frage, dass man zum Beispiel auch auf den Anschluss der neu geplanten Bereitschaftspolizei und des Jugendgefängnisses setzt.

Ins Feld führt man einerseits ein großes Einsparpotenzial gegenüber den Energieträgern Öl und Gas - es liegt nach WSW-Angaben bei 5 bis 10 Prozent pro Kunde und Jahr. "Hier steht uns eine unabhängige Energiequelle zur Verfügung", betont WSW-Chef Andreas Feicht - nicht zuletzt auch mit Blick auf die Preisspirale, die dem weltweiten Gas- und Ölmarkt auch in den nächsten Jahren zusetzen dürfte. Mit der Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk biete sich eine langfristige Alternative.

Die wiederum sei ein wichtiger Standortvorteil auf den Südhöhen und ein weiterer Pluspunkt bei der Reaktivierung des ehemaligen Kasernengeländes sei, fügt Oberbürgermeister Peter Jung hinzu. "Als zum Thema Fernwärme die ersten Überlegungen angestellt wurden, war die Lage auf dem Energiemarkt nicht annähernd so dramatisch wie jetzt." Auch vor diesem Hintergrund sei man guter Dinge, dass sich auch neuen Landeseinrichtungen an die Trasse anschließen werden.

Von größeren Neubaugebieten auf dem Kasernengelände einmal abgesehen, bleiben Privatabnehmer beim Trassenausbau allerdings außen vor, heißt es auf Nachfrage. Dafür seien die Anschlusskosten und der Aufwand schlichtweg zu hoch. Johannes Slawig führt unterdessen auch den Umweltaspekt ins Feld. "Hier haben wir es mit dem größten Wuppertaler Klimaschutzprojekt der vergangenen zehn Jahre zu tun." Die Wärmemenge, die nach dem Endausbau der Trasse transportiert werde, entspricht einem Jahresverbrauch von etwa 11 Millionen Litern Heizöl.

Der Erträge aus dem Fernwärmeverkauf unter Regie der WSW werde man auch dazu nutzen, die Müllgebühren zu stabilisieren, unterstreicht AWG-Chef Wolfgang Herkenberg. Wichtig sei aber vor allen Dingen, dass man jetzt Energien erschließt, die bislang ungenutzt blieben.

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