Studium in Coronazeiten Fern-Universität Wuppertal auch im Wintersemester?

Wuppertal · Eine Rückkehr zum Präsenzbetrieb ist derzeit nicht abzusehen – vieles läuft online.

 Campus Grifflenberg aus der Luft. Bis er wieder voll belebt ist, dürfte es noch länger dauern.

Campus Grifflenberg aus der Luft. Bis er wieder voll belebt ist, dürfte es noch länger dauern.

Foto: Bergische Universität Wuppertal/Christian Reimann

Für Wuppertaler Studenten gilt in diesem Sommer: Uni@Home. Das könnte zum Winter verlängert werden, denn die Hygiene- und Distanzregeln des Robert-Koch-Instituts lassen sich an der Bergischen Universität kaum umsetzen. „Sollten sie im Herbst und Winter wie bisher weiter gelten, wird sich im Vergleich zu jetzt nichts Entscheidendes ändern“, erklärt Jasmine Ait-Djoudi, Leiterin der Universitätskommunikation.

„Für ein Seminar mit 30 Personen benötigen wir einen Hörsaal mit 240 Plätzen und für eine normale Vorlesungsgröße mit 300 Hörern so etwas wie ein Kongresszentrum mit 2400 Plätzen“, stellt Ait-Djoudi plastisch dar und ergänzt: „Angesichts hunderter Veranstaltungen wöchentlich, allein an unserer Universität, ließe sich nach Adam Riese nur ein Bruchteil in Präsenz durchführen.“ Auch vom Wissenschaftsministerium NRW heißt es dazu: „Eine vollständige Rückkehr zur Präsenzlehre ist nach derzeitiger Lage nicht die wahrscheinlichste Option.“

Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerkes, teilt diese Einschätzung, die „auch für unsere Mensen und Cafeterien, die im laufenden Semester täglich von Tausenden von Gästen unangemeldet besucht werden und häufig bis auf den letzten Platz besetzt sind“, gilt. Dank Kurzarbeitergeld und Nothilfen macht er sich keine Sorgen um das Sozialwerk. Anders sieht er die Auswirkungen auf die Studenten: „Studieren ist nicht nur trockene Wissensaufnahme. Zum Studium gehört auch: vor der Vorlesung das leckere Brötchen in der Cafeteria, der Milchkaffee, der Treff mit der Arbeitsgruppe, die Verabredung zum Mittagessen in der Mensa und das Kennenlernen neuer Kommilitonen.“

Das alles findet nun im digitalen Raum statt, wie Studentenvertreter Nico Quittmann, AStA-Pressesprecher, berichtet: „Digitale Debatten bei Redekunst e.V., Unterhaltungen auf dem Discord-Server des Queer-Referats, digitale Lesenachmittage des Frauen*referats bei ZOOM, eine digitale Textwerkstatt der neolith-Redaktion und digitale Veranstaltungen der Islamischen Hochschulgruppe sind nur ein kleiner Ausschnitt.“

Das Green Lion Racing Team (GLRT) ist im Wartemodus. Es wurde mitten in den Vorbereitungen für die Formula Student getroffen. „Das Fahrzeug hat von Tag zu Tag mehr Form angenommen“, berichtet Teamleiter Theodoros Theodorou. Die Saison wurde auf 2021 verschoben, der Rennwagen wartet auf seine Fertigstellung. Problematisch werde es, wenn auch im Winter nicht weitergeschraubt werden kann: „Unser ganzes Existenzmodell ist darauf ausgelegt, dass wir Veranstaltungen besuchen dürfen und so auch unsere Sponsoren vertreten.“

Christoph Spengler, Leiter von Uni-Chor und -Orchester, probt per Livestream. Konzerte mussten abgesagt werden. Trotzdem wird es zum Ende dieses Semesters etwas zu hören geben: „Ich habe alle Mitglieder gebeten, eines unserer Stücke als ‚virtueller Chor‘ aufzunehmen.“ Die Aufnahmen schneide er derzeit zusammen: „Es klingt beeindruckend, wenn man bedenkt, dass jeder nur für sich gesungen hat. Wir werden das Video in wenigen Wochen stolz präsentieren.“ Ähnliches plant er für das Orchester. Wichtig ist ihm die soziale Komponente: „Oft ist auch Raum für ein persönliches Wort.“

Studentin Gisela Resmja wäre froh, wieder zur Uni gehen zu können, und glücklich, „wenn zunächst einmal die Bibliothek als Lernumgebung öffnen könnte und kleinere Seminare möglich wären.“ Ihr fehlt der „richtige“ Uni-Alltag: „Am meisten fehlt mir der soziale Kontakt und der Austausch mit den Dozierenden.“ Für sie ist Uni@Home keine Alternative. „Hinzu kommt, dass viele meiner Kommilitonen und ich das Gefühl haben, in diesem Semester insgesamt weniger gelernt zu haben.“

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