Familie Wupper und der Kaiserwagen

Der in Holland lebende Hanno Wupper fand im Nachlass seiner Mutter ein Stück Zeitgeschichte aus dem Jahr 1976: Einen Sonderfahrschein für die Schwebebahn.

Wuppertal. Eine Dame im weißen Reifrock mit opulentem Federhut und ihr Gatte im feinen Zwirn stehen am Bahnsteig Döppersberg, an dem der Kaiserwagen just in diesem Moment einfährt. Es ist ein historisches Motiv, welches den vergilbten Fahrschein ziert.

Gültig ist das gelbgrüne Ticket für eine Sonderfahrt mit dem Kaiserwagen. Zwei davon fielen dem gebürtigen Solinger mit Wuppertaler Verwandtschaft Hanno Wupper in die Hände, als er den Nachlass seiner Mutter sichtete. Die Tickets waren auf Sonntag, 8. August 1976, 11 Uhr, ausgestellt und hatten sieben Mark gekostet. Handschriftlich ist das auf dem Papier eingetragen.

Seine Mutter Lotty Wupper war es wohl, die damals den Fahrschein für eine Ausfahrt mit dem Kaiserwagen, bei der die bergische Spezialität Kottenbutter und Bier gereicht wurden, gekauft hatte. Ob sie das Ticket jemals einlöste und es als Andenken an einen schönen Ausflug all die Jahre aufgehoben hat — oder der Fahrschein verfiel, ist nicht überliefert.

Hanno Wupper — nomen ist omen — fragte nach dem Fund bei Wuppertal Marketing nach, ob er die Fahrscheine noch einlösen könne. Die Mitarbeiter hatten ein Einsehen und gewährten dem Schwebebahn-Fan eine Fahrt mit dem Kaiserwagen. „Wahrscheinlich werde ich das Ticket im Frühjahr einlösen“, sagt Hanno Wupper im WZ-Gespräch.

Der mittlerweile seit mehr als 25 Jahren in Nimwegen lebende Informatikprofessor versteht sich als echten Liebhaber des einzigartigen Wuppertaler Verkehrsmittel. Gerne fuhr er als Schüler auch mit der Straßenbahn-Linie 5 durch die Kohlfurth. Regelmäßig besucht er mit seinen Studenten Wuppertal, um ihnen die Schwebebahn zu zeigen. Seiner Einschätzung nach können die angehenden Informatiker viel lernen, wenn sie sehen, was die Stahlindustrie des 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat.

Die Schwebebahn sei ein Zeugnis von hoher Qualität technischer Systeme. „Damals war der Stahl für die Gesellschaft das, was Computer heute sind“, sagt Wupper. Er hat auch noch familiäre Bindungen nach Langerfeld. Seine Großeltern väterlicherseits stammten aus Elberfeld und Barmen. Welch ein feierliches Ereignis die Einweihung der Schwebebahn war, erzählten sie ihm. „Leider ist meiner Barmer Oma, die im Jahr 1901 ein Backfisch war, bei der ersten Fahrt schlecht geworden“, erinnert er sich. Bis zu ihrem Tode habe Meta Piepenbrink der Schwebebahn daher argwöhnisch gegenüber gestanden. Ihr Enkel Hanno Wupper hat indes eine andere Erklärung für die Übelkeit seiner Großmutter: „Ich bin mir sicher, es lag eher am Mieder.“

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