Gepa Fair Trade: „Es gibt so viel mehr als Kaffee“

Was Wuppertal noch mehr zur Unterstützung des Fairen Handels tun könnte, erklärt Veselina Vasileva, politische Referentin bei der Gepa.

Gepa: Fair Trade: „Es gibt so viel mehr als Kaffee“
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Wuppertal. Veselina Vasileva ist politische Referentin bei der Gepa. Im Umweltausschuss hat sie die Idee vorgetragen, dass Wuppertal erneut am Wettbewerb um den Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ teilnimmt. Im Gespräch mit der WZ erläutert sie, was damit gemeint ist.

Gepa: Fair Trade: „Es gibt so viel mehr als Kaffee“
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Frau Vasileva, Wuppertal ist schon Fairtrade-Stadt. Wofür hat die Stadt diesen Titel erhalten?

Veselina Vasileva: Sie hat die fünf Kriterien dazu erfüllt. Bei öffentlichen Sitzungen wird fairer Kaffee und Tee ausgeschenkt und der Rat hat einen Beschluss gefasst, dass die Stadt den Titel anstrebt. Eine Steuerungsgruppe koordiniert Aktivitäten zum Thema, Gastronomen und Einzelhändler der Stadt verkaufen faire Produkte, Schulen und Vereine sind aktiv und die Medien berichten darüber.

Sie finden aber, dass Wuppertal noch mehr tun sollte?

Vasileva: Ich möchte die Stadt dazu ermutigen, darüber hinaus zu gehen. Die Kriterien sind bewusst niedrig gehalten, um möglichst vielen Städten den Einstieg zu ermöglichen. Es wäre sehr schade, wenn es in Wuppertal nur dabei bleiben würde.

Was könnte Wuppertal also tun?

Vasileva: Für die Stadt gibt es jede Menge Möglichkeiten, sich für den Fairen Handel zu engagieren. Sie könnte sich zum Beispiel am Wettbewerb um den Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ beteiligen. Das ist eine viel höhere Auszeichnung, weil jeweils nur eine Stadt den Titel erhält, vier weitere werden ebenfalls ausgezeichnet. Städte können Projekte, Aktionen, Kampagnen, Netzwerke oder andere vorbildliche Ideen zur Förderung des Fairen Handels einreichen.

Wie viele machen da mit?

Vasileva: Zuletzt waren 84 Städte dabei. Den Titel holte Saarbrücken. Einsendeschluss ist aktuell der 7. Juli. Ich würde Wuppertal ermutigen, sich bereits dieses Jahr zu bewerben. Die nächste Möglichkeit ist erst in zwei Jahren.

Warum sollte sich gerade Wuppertal beteiligen?

Vasileva: Wuppertal beansprucht für sich, sich für Fairen Handel einzusetzen und Vorbild zu sein. So ein Titel würde gut zu diesem Anspruch passen. Es wäre ein konsequenter nächster Schritt.

Gibt es schon Ansätze, die man bei einer solchen Bewerbung nutzen könnte?

Vasileva: In den vergangenen Jahren wurde in Wuppertal das Faire Fest organisiert. In knapp einem Monat findet das Faire Dinner statt. Die bundesweite Faire Woche im September bietet auch eine sehr gute Gelegenheit — zum Beispiel ein Faires Frühstück im Rathaus. Aber Wuppertal könnte noch mehr tun.

Was zum Beispiel?

Vasileva: Die Stadt könnte bei der Beschaffung insgesamt auf fair gehandelte Produkte setzen, also in allen städtischen Einrichtungen fairen Kaffee, Tee, Schokolade, Kekse, Säfte und und Kakao sowie Speisen aus fair gehandelten Lebensmitteln wie Reis und Quinoa ausgeben, fair gehandelte Textilien für städtische Altenheime oder Berufskleidung für Feuerwehr, Polizei und Gartenamt kaufen, fair gehandelte Fußbälle im Sport verwenden, Veranstaltungen mit fair gehandelten Blumen schmücken und und und. Es gibt so viel mehr als Kaffee und Tee. Wuppertal hat dabei einen großen Vorteil gegenüber anderen Städten: Es gibt eine zentrale Beschaffung. Aber selbst Kommunen mit dezentraler Beschaffung ist das gelungen.

Wird das nicht mehr kosten?

Vasileva: Die öko-faire Beschaffung erhöht nicht zwangläufig den Preis. Und wenn, kostet es meist nicht so viel mehr, wie man denkt. Außerdem müssen wir Konsumenten und auch die Stadt Wuppertal uns ernsthaft fragen, was es uns wert ist, dass Produkte unseres täglichen Gebrauchs unter fairen Bedingungen und ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind. Die Erfahrung aus Bremen hat gezeigt, das sich bei großen Aufträgen sogar Kosten einsparen lassen. Auch rechtlich ist fairer Einkauf möglich und mit der Gesetzesreform beim Vergaberecht einfacher geworden.

Aber Wuppertal hat derzeit sehr wenig Geld.

Vasileva: Man könnte einfach flächendeckend mit einem Produkt oder einem Pilotprojekt anfangen, Erfahrungen sammeln und nach und nach immer fairer werden. Dortmund hat es übrigens auch geschafft. Erfahrungsgemäß gelingt es am besten, wenn das Thema Chefsache wird und Mitarbeiter an Schlüsselstellen der Verwaltung mitziehen.

Was würden so ein Titel und die Umstellung der Beschaffung für Wuppertal bedeuten?

Vasileva: Die Chance, eine Vorreiter-Funktion zu übernehmen und durch seine Marktmacht menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit durchzusetzen. Das Thema kommt ohnehin auf uns zu. Wuppertal könnte in einigen Jahren darauf hinweisen, dass es sich schon frühzeitig damit befasst hat. 2010 war Wuppertal die 25. Fairtrade-Town und damit Vorreiter. Es ist höchste Zeit für weitere Schritte.

Wie hat der Ausschuss auf Ihre Anregung reagiert?

Vasileva: Er will sich weiter mit dem Thema beschäftigen.

Haben Sie schon mit anderen Politikern darüber gesprochen?

Vasileva: Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit dem Oberbürgermeister zu sprechen. Aber ich freue mich sehr darauf.

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