Fahrrad-Experte: Rentner teilt sein Wissen im Netz

Karl-Heinz Krieger betreibt mit 76 Jahren eine eigene Seite im Internet, auf der er zeigt, wie Fahrräder repariert werden.

Fahrrad-Experte: Rentner teilt sein Wissen im Netz
Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Die Bremse auswechseln? Kette putzen und pflegen oder gar eine neue Federgabel einbauen? Wer dabei Hilfe benötigt, erhält sie durch den Sprockhöveler Karl-Heinz Krieger. Er betreibt seit mehr als 15 Jahren die Internet-Seite www.fahrrad-workshop-sprockhoevel.de. „Ich wollte den Leuten die Reparatur ihres Fahrrads näher bringen“, erklärt der 76-Jährige.

Nachdem er bis 2002 in Sprockhövel einen Fahrradladen betrieben hat, kennt er sich mit allen Anliegen rund um das Fahrrad aus. Doch mit Beginn der Rente nur zu Hause auf dem Sofa sitzen — das ist nicht das Ding von Karl-Heinz Krieger. Deshalb entschied er sich für die hilfreiche Webseite. Rund zwei Stunden am Tag verbringt er damit, die Inhalte zu pflegen, die Statistiken zu kontrollieren und in Foren auf seine Anleitungen zu verweisen.

Anfangs veröffentlichte er die Homepage unter seinem eigenen Namen. Dann entschied er sich für die aussagekräftigere Workshop-Seite. „Die Themen ergeben sich aus der Problematik“, sagt Krieger. Manches davon sind Grundlagen für die Pflege eines Fahrrads, anderes Spezialwissen für Fahrrad-Freaks. 200 Unterseiten hat die Homepage inzwischen. Waren es zu Beginn ausführliche schriftliche Anleitungen mit einzelnen Bildern, so zeigen inzwischen 38 Video-Anleitungen jeden Schritt. „Da kommen immer neue dazu“, erzählt Krieger. „Es tut sich ja auch einiges in der Fahrrad-Technik.“

Robert Karbowiak vom Sprockhöveler Bike-Onlineshop leiht ihm immer wieder neue Fahrräder, an denen er auch bei neuesten Modellen zeigen kann, wie sie auseinander gebaut werden. Manchmal filmt ein Helfer, manchmal unterbricht Krieger seine Arbeit, um die Kamera selbst in einem anderen Winkel aufzustellen. Wie er mit Internet und allen Anforderungen dabei umgeht, hat sich der engagierte Fahrradfahrer selbst beigebracht.

Die Seite finanziert sich selbst: Die Einkünfte über Google-Bannerwerbung decken die Kosten für den Server „und einen Kaffee“. Täglich rufen etwa 500 bis 600 Menschen die Seite auf. Die besten Klick-Zahlen hatte Krieger jedoch zwischen 2014 und 2016. „Da hatte ich täglich zehn bis 30 Euro Einnahmen.“ Inzwischen sind die Zugriffe heruntergegangen: Krieger führt das auf die Nutzung von Werbeblockern und Smartphones zurück - „da sieht man die Werbung nicht so“. Außerdem stellen die Verkäufer von Ersatzteilen heute selbst häufig Anleitungen auf ihre Internetseiten.

Trotzdem bleibt der Fahrrad-Workshop in der Google-Suche gut gelistet. Bei Spezialthemen wie „Scheibenbremse entlüften“ erreicht die Internetseite immer noch eine der ersten Positionen. Bei etwas allgemeineren Themen ist sie von der Top-Platzierung etwas weiter nach unten gerutscht. „Aber immer noch auf der ersten Seite!“, betont Krieger. Denn anders als manche Foren-Beiträge weiß er wirklich, worüber er redet und schreibt. Mehr als 20 Millionen Seitenaufrufe hat er seit 2006.

Neben seiner Arbeit am Computer radelt Krieger nach wie vor gerne — wenn auch jetzt mit Motor-Unterstützung. 6000 bis 8000 Kilometer pro Jahr schafft er locker. „Die Möglichkeiten hier sind toll“, schwärmt er. Seine Lieblingsrunden sind von der Hattinger Trasse über die Nordbahntrasse und Aprath nach Kettwig und an der Ruhr entlang zurück nach Sprockhövel, oder über Schee und Silschede durchs Elbschebachtal zum Kemnader Stausee und dann retour über die Hattinger Trasse. „Mit einem schönen Kaffee zwischendurch“, ergänzt Krieger. Natürlich putzt er anschließend sein Fahrrad ordentlich — so, wie er es auf der Homepage empfiehlt.

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