Klimaschutz in Wuppertal „Der Protest muss auch nach Spaß aussehen“

Wuppertaler gründen Ortsgruppe der Klimaschutz-Bewegung „Extinction rebellion“.

 Die Bewegung Extinction Rebellion setzt sich für den Klimaschutz ein.

Die Bewegung Extinction Rebellion setzt sich für den Klimaschutz ein.

Foto: dpa/Boris Roessler

„Möglichst anschlussfähig“ als Devise: Zum Kampf gegen den Klimawandel gab es im Café Ada den ersten Termin der Bewegung „Extinction Rebellion“. Von rund 35 Interessierten beim Plenum blieben 22 nach der Pause, und am Ende der Veranstaltung war die Wuppertaler Ortsgruppe gegründet.

Wegen des Zuspruchs war man vom „Infocafé“ an der Wiesenstraße hierher gezogen. Basis sind demnach drei Prinzipien: „Extinction“ will die Wahrheit zur Klimakrise kundtun und sie von Politik und Medien einfordern. Das Ziel soll die Reduktion von Treibhausgasen bis 2025 auf „netto null“ sein. Und alles erarbeiten sollen institutionell ungebundene Bürgerversammlungen.

In rund 50 Ländern soll es
bereits Ortsgruppen geben

„Extinction Rebellion“ hat sich schnell verbreitet: Erst 2018 entstanden, soll sie mittlerweile schon in rund 50 Ländern mit Ortsgruppen vertreten sein. Zu den Aufsehen erregenden Plänen gehört unter anderem, den Londoner Flughafen Heathrow mit Drohnen zu besetzen. In Deutschland blockierten Aktivisten zu den diesjährigen Kölner Lichtern die Deutzer Rheinbrücke. Und im Oktober, sagten die Vertreter im Ada, will man nichts weniger als „Berlin lahmlegen“.

Klar wurde generell: Den Ausschlag gibt die Außenwirkung. Auf gewaltsame Aktion soll verzichtet werden - offenbar aber nicht als Selbstverständlichkeit: Es gebe Belege, so Iris Simmler, dass friedlicher Protest doppelt so erfolgreich sei wie nicht-friedlicher. Prompt kam aus dem Kreis das Kontra, diese Formel stimme nicht - wo Iris sich auf eine Studie berief, gab der Diskutant jahrelange Beschäftigung mit dem Thema an. Beleg kontra, Beleg pro – schon die Abwägung ließ ahnen: Selbst wie zivil man vorgeht beim Klimakampf, ist eine Frage des Effekts.

„Sehr imagelastig“ war auch, freilich aus anderer Richtung, von Besuchern in der Pause zu hören. Freilich schien das konsequent: Für „Extinction Rebellion“ ordnet sich offenbar alles dem Ziel unter, Aufmerksamkeit zu gewinnen und so den Druck zu erhöhen. Auch die taktische Strenge gab auf ihre Art einen Eindruck von der Entschlossenheit dahinter.

Der Mut der Verzweiflung: Das ist sicher ein Motiv von „Extinction Rebellion“ und verspricht ungewöhnliche Aktion – von Flashmob bis Festketten. Sprecherin Iris Simmler im Ada mahnte freilich auch hier zur Besinnung aufs Bild: „Der Protest muss auch nach Spaß aussehen.“ Aussehen, der taktische Blick zur Außenwirkung also: Das mochte beim Treff der Aktivisten im „Ada“ nur den Eindruck verstärken, wie ernst es ihnen ist.

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