„Es könnte auch meine Geschichte sein“

Zur Sondervorstellung von „Almanya“ spricht die Schauspielerin Lilay Huser über einen sehr persönlichen Film.

Wuppertal. „Es könnte auch meine Geschichte sein.“ Für Schauspielerin Lilay Huser ist ihr neuester Film „Almanya — Willkommen in Deutschland“ mehr als nur eine Arbeit unter vielen. Der Berlinale-Beitrag handelt vom Ankommen in einer neuen Kultur und der Frage: Wo ist meine Heimat? Am Donnerstagabend feierte der Film im Cinemaxx an der Kluse seine Vorpremiere — eine Woche vor dem offiziellen Filmstart am 10. März in der Reihe „Literatur und Film“.

Lilay Huser war persönlich im Kino anwesend. Seit 1987 lebt die Schauspielerin mit türkischen Wurzeln in Wuppertal und ist hier neben ihren diversen Film- und Fernsehauftritten auch als Mitbegründerin des interkulturellen „Wupper-Theaters“ bekannt. Huser wollte eigentlich ein Studium zur Diplom-Textilingenieurin in Deutschland absolvieren und kam 1978 nach Krefeld. Die Schauspielerei war stets mehr als ein Hobby, daher spielte sie auch in Deutschland Theater.

Über ihre Mitarbeit in einer türkischen Theatergruppe aus Köln konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Die Arbeit an „Almanya“ begann nach drei Jahren Vorlaufzeit im September 2009. Gedreht wurde in München und Augsburg und natürlich in der Türkei. „In acht Länder ist der Film schon verkauft“, freut sich Huser. Mit so einem großen Erfolg gerechnet hat sie zunächst nicht. „Man kennt den Film ja nicht im Ganzen, sondern nur die eigenen Passagen.“ Gesehen hat sie den Film in kompletter Länge selber erst kurz vor der Berlinale.

Den Vorpremieren-Abend in Wuppertal eröffnete am Donnerstag die Schauspielerin Juliane Pempelfort mit einer Lesung aus „Ali zum Dessert“ von Hatice Akyün. Dann freuten sich die Gäste über den Film. In „Almanya“ beweist Lilay Huser erneut viel komödiantisches Talent als Ehefrau von Hüseyin Yilmaz, der als 1 000 001er Gastarbeiter Ende der 1960er Jahre aus dem fernen Anatolien nach Deutschland kommt. Rund 40 Jahre später bricht die ganze Familie zu einem gemeinsamen Urlaub in die Türkei auf, nachdem Hüseyin dort ein Haus gekauft hat. Es geht um Fragen der Identität, der Integration und Heimat. „Was bin ich denn nun — Türke oder Deutscher?“ ist die Schlüsselfrage, gestellt von dem kleinen Enkel Yilmaz’, Sohn eines Türken und einer Deutschen.

Der Film der Samdereli-Schwestern beruht zum Teil auf persönlichen Erfahrungen und erzählt mit viel Witz und Humor irgendwo zwischen Realkomödie und bitter-süßer Satire. Ironisch erhöht, aber nicht überzogen lässt der Film aus einem neuen Blickwinkel schauen. „Man kann über beide Seiten lachen, ohne dass jemanden zu nahe getreten wird“, findet Huser, und das ist tatsächlich auch die Stärke des Films. Humor verbindet.

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