"Es ist genug": Sinfoniker fordern mehr Gehalt

In voller Orchesterstärke demonstrierten die Musiker am Montag für Lohnerhöhungen.

Wuppertal. Trillerpfeife statt Trompete und Tuba: Ganz so einfach ist dann doch nicht zu erklären, was sich am Montag um 11 Uhr vor dem Opernhaus abspielte. Doch eines ist von Anfang an klar: Wenn Sinfoniker streiken, um den Stadtoberen den Marsch zu blasen und lautstark für Lohnerhöhungen zu kämpfen, hört sich selbst eine Trillerpfeife wie ein Musikinstrument an.

Rhythmisch geht es beim Warnstreik des Sinfonieorchesters zu — allerdings nicht mit so heiteren Tönen, wie sie gerade erst bei der Premiere der Operette „Die Fledermaus“ zu erleben waren, sondern mit ernsthaft-bezeichnenden Klängen. Immer wieder spielt eine Blechbläser-Gruppe den Bach-Choral „Es ist genug“ an.

Denn die Musiker haben in der Tat genug — genug davon, auf eine Lohnerhöhung zu warten. „Wir waren drei Jahre lang ruhig“, sagt Tubist Hartmut Müller. „Aber jetzt reicht es. Es kann nicht sein, dass wir weiterhin von den anderen Angestellten der öffentlichen Hand abgekoppelt werden.“ Auch Georg Baumann, Delegierter der Deutschen Orchestervereinigung (DOV), stimmt in das Klagelied ein: „Rund 4000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung bekommen tarifliche Erhöhungen — nur 88 Musiker nicht.“ Es ist nicht zu überhören: Nachdem die DOV in der vergangenen Woche vor dem Bundesarbeitsgericht mit der Forderung nach einer automatischen Tarifanpassung an den öffentlichen Dienst gescheitert ist, stehen die Zeichen auf Sturm.

So reihen sich die Wuppertaler mit Fahnen, Rasseln und Schildern („Lohnanpassung jetzt — ohne Wenn und Aber“) in die Reihe der rund 100 Orchester, die zeitgleich und bundesweit in den Ausstand treten. Die Wirkung bleibt nicht aus: Autofahrer verrenken sich die Hälse, als sie ihren Wagen am Opernhaus vorbei lenken. Zumal es auch optisch ein ungewohntes Bild ist. Über der schwarzen Arbeitskleidung — über Frack oder Bluse — tragen sie grell-gelbe Streik-Westen.

Es ist eine skurril angezogene Gruppe, die weiterzieht und vor dem Rathaus Handzettel verteilt. Dabei geht es nicht allein um mehr Lohn, sondern auch darum, gegen den bundesweiten Stellenabbau in der Musik-Landschaft zu protestieren. Immer wieder gibt es Beifall aus den eigenen Reihen. Apropos: „Es heißt ja immer, der Applaus ist des Künstlers Lohn“, sagt Müller. „Aber wir haben auch Familien. Und die Ausrede, dass die öffentliche Hand kein Geld hat, lassen wir nicht mehr gelten.“

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