„Es gibt keinen Grund zur Skepsis“

Geschäftsführer Oliver Zier ist überzeugt, dass die Rettung der GWG diesmal gelingt.

„Es gibt keinen Grund zur Skepsis“
Foto: Anna Schwartz

Der Stadtrat hat am Montag ein Rettungspaket mit einem Umfang von 58,82 Millionen Euro für die wirtschaftlich angeschlagene Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) beschlossen. Die Belastungen für den Haushalt der Stadt werden auf jährlich maximal zwei Millionen Euro begrenzt. SPD, CDU, Grüne und Linke stimmten dem Rettungsplan zu. Die Rettung wird teuer für die Stadt, aber auch ein Verkauf wäre mit hohen Kosten verbunden. Die WZ hat gestern mit GWG-Geschäftsführer Oliver Zier über den Ratsbeschluss gesprochen.

Herr Zier, SPD und CDU haben einen gemeinsamen Begleitbeschluss formuliert, dem eine gewisse Skepsis gegenüber der GWG zu entnehmen ist. Gibt es einen Grund, skeptisch zu sein, was die Erfolgsaussichten der Rettungsmaßnahmen angeht?

Oliver Zier: Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund zur Skepsis. Das Konzept, das als kombinierter Ansatz bezeichnet wird, ist so lange von verschiedenen Experten und der kommunalen Aufsicht geprüft worden, dass ich keinen Zweifel daran habe, dass es die gewünschten Effekte erzeugt. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht entscheidend verändern, zum Beispiel durch einen starken Anstieg der Zinsen, dann sehe ich keinen Grund, warum die GWG nicht in Zukunft wie eine ganz normale Wohnungsbaugesellschaft arbeiten sollte. Wenn ich nicht von dem Konzept überzeugt wäre, hätte ich mich dagegen ausgesprochen, denn ich muss es mit meinen Mitarbeitern umsetzen.

Im Vorfeld hieß es von der Großen Kooperation, dies sei definitiv der letzte Rettungsversuch. Bis wann müssen Sie liefern, was wird in den ersten Schritten von der GWG erwartet? Personalabbau?

Oliver Zier: Ein Personalkonzept hat die GWG bereits unabhängig von externen Beratern erarbeitet, was ich im Sinne der Leistungsfähigkeit des Unternehmens grundsätzlich als sinnvoll erachte. Schließlich wird ein Geschäftserfolg von der GWG erwartet. Es geht um zwölf Stellen, die sozialverträglich abgebaut werden. Für fünf Mitarbeiter müssen neue Arbeitsstellen gefunden werden, das geht nur im Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Zeitvorgaben dazu gibt es nicht.

Im Geschäftsjahr 2016 betrug das Minus 2,6 Millionen Euro. Die GWG nähert sich langsam wieder schwarzen Zahlen. Das wird aber durch die enormen Zinsbelastungen aufgrund der hohen Schulden zunichte gemacht. Ist das Rettungspaket nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Oliver Zier Nein, denn im Gegensatz zu früheren Finanzhilfen steht ein kombinierter Ansatz dahinter. Die Schuldenlast wird von rund 320 Millionen Euro auf 270 Millionen Euro gesenkt, was die Zinsbelastung verringert. Hinzu kommt, dass das Eigenkapital von 27 Millionen Euro auf 90 Millionen Euro erhöht wird und die Übernahme der Immobilien an der Lise-Meitner-Straße dauerhaft zu einem bessere operativen Ergebnis führen wird. Es handelt sich bei den Hilfen erstmals um einen Mix, der sich auf unterschiedliche Weise positiv auf das Gesamtergebnis der GWG auswirken wird. Leider muss man jetzt reparieren, was man zu einem früheren Zeitpunkt leichter hätte heilen können.

Die FDP-Fraktion hat der GWG die Systemrelevanz auf dem Wuppertaler Wohnungsmarkt abgesprochen. Der Einfluss sei bei 5900 Wohnungen im Bestand der GWG nicht mehr gegeben. Was halten Sie dagegen?

Oliver Zier Es ist grotesk, wenn darauf herum gehackt wird, wie groß der Bestand der GWG noch ist. Kommunen brauchen einen gewissen eigenen Bestand, um korrigierend eingreifen zu können. Wer außer uns investiert in Wohnquartiere wie die Gustav-Heinemann-Straße, um diese zu stabilisieren? Warum hat Wuppertal so zügig Wohnungen für Flüchtlinge anbieten können? Eine kommunale GWG geht dorthin, wohin andere nicht gehen. Städte, die sich von ihren Wohnungsbaugesellschaften getrennt haben, denken inzwischen wieder darüber nach, neue Gesellschaften zu gründen. Doch es ist sehr schwierig, an Wohnungsbestand zu kommen. Von der Politik war über die Bedeutung der GWG für die Stadt zuletzt leider kaum etwas zu hören, weil sich alle auf die fiskalische Frage konzentriert haben. Über Bedeutung wurde erst wieder in der Ratssitzung ausgesprochen.

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