Kinderbetreuung Es fehlen mehr als 1000 Kita-Plätze

Stadt kommt mit dem Bau von Kitas nicht hinterher. Außerdem fehlt es an Personal.

 In Wuppertal fehlen mehr als 1000 Betreuungsplätze für Kinder.

In Wuppertal fehlen mehr als 1000 Betreuungsplätze für Kinder.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

In der Stadt fehlen mehr als 1000 Betreuungsplätze für Kinder. Das sagt Michael Neumann, Stadtbetriebsleiter Tageseinrichtungen. Damit läuft Wuppertal mal wieder dem Bedarf hinterher, trotz vielfacher Neubauten von Tageseinrichtungen. Neumann begründet das mit Zuzügen und steigenden Geburtenzahlen. Hinzu kommt, dass in den neuen Einrichtungen nicht alle Stellen besetzt sind – deshalb nicht alle geplanten Gruppen auch tatsächlich für Kinder offenstehen. „Damit sind wir hinter der Planung zurück“, benennt Michael Neumann ein altes Problem.

In Wuppertal gibt es 11 500 Betreuungsplätze – rund 1500 mehr als noch 2014. Die Stadt betreibt davon knapp die Hälfte: 5550 Plätze. Hinzukommen freie Träger wie Kirchen, der Paritätische und Elterninitiativen. Insgesamt gibt es 9300 Plätze für Kinder über drei Jahren (davon 4540 städtisch) und 2200 Plätze für Kinder unter drei Jahren (1010 städtisch). Für Kinder unter drei Jahren besteht zudem die Möglichkeit, sie zu Tageseltern zu schicken, zur Kindertagespflege. 1350 Plätze gibt es bei mehr als 200 Tageseltern.

In der Stadt werde für Kinder über drei eine Betreuungsquote von 99 Prozent angestrebt, aktuell habe die Stadt Platz für 95 Prozent der Kinder, so Neumann.

Dass es an Betreuungsplätzen für Kinder über drei Jahren fehlt, merken auch die Tageseltern, die eigentlich nur Kinder bis zu diesem Alter betreuen. Beate Milpetz, Sprecherin der Initiative der Wuppertaler Tageseltern, sagt, sie habe von vielen Kollegen und Kolleginnen gehört, dass Eltern bei ihnen anfragen, weil sie keinen Platz für ihr Kind gefunden hätten, „gefühlt mehr als vorher“, sagt sie.

Weil nicht alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren betreut werden können, müsse die Stadt „den Mangel verwalten“, sagt Neumann. Ob Kinder einen Kita-Platz bekommen, hängt deswegen auch von Faktoren wie der Berufstätigkeit der Eltern ab. Ein Kriterium ist, ob Kinder im letzten Jahr vor dem Schulstart sind. Spätestens dann sollen sie den Kindergarten besuchen.

Es fehlt an Personal,
um alle Gruppen zu eröffnen

Bei den Kindern unter drei Jahren werde eine Quote von 50 Prozent angestrebt, aktuell 35 Prozent erreicht, so Neumann.

Die Stadt hat zuletzt drei neue Kitas eröffnet – an der Rudolfstraße, der Kleestraße und der Staubenthaler Straße – hat aber jeweils nur zwei von sechs geplanten Gruppen eröffnen können, weil Personal fehlt. Auch die neue Kita an der Hatzfelder Straße wird im September mit zwei Gruppen starten müssen. Die Stadt plant weitere Kitas – an der Bromberger Straße, der Dahler Straße, der Baumstraße, der Ahrstraße – muss dafür Erzieher auf dem Arbeitsmarkt finden.

Bisher seien 18 Stellen von knapp 800 nicht besetzt. „Aber da sind die neuen Stellen für die geplanten Einrichtungen noch nicht eingerechnet“, so Neumann. Für die Neueröffnungen muss die Stadt also weiter anwerben.

Auch die freien Träger kennen das Problem. Marion Grünhage von der Diakonie sagt, für zwei geplante Kitas müssten 25 neue Stellen geschaffen werden – dafür Personal zu finden, sei nicht leicht. Sie sieht die Ausbildung als einen Knackpunkt, um den Beruf Erzieher attraktiver zu machen und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Etwa das Pia-Konzept der praxisintegrierten Ausbildung, bei dem Auszubildende ab dem ersten Ausbildungsjahr in die Kita kommen und bezahlt werden. In Wuppertal hatte es aber wegen fehlender Dozenten 2018 keine Pia-Klasse am Kolleg Kohlstraße gegeben. „Auch Dozenten kann man nicht aus dem Boden stampfen“, sagt Grünhage.

Bei der Stadt sollten laut Plan zum 1. August 37 Auszubildende in dem Pia-Modell beschäftigt sein. Die Stadt will das aber weiter ausbauen.

Lutz Middelberg, Geschäftsführer des Verbands Der Paritätische, sagt, Bund und Land gingen das Problem zwar mit dem Gute-Kita-Gesetz und der Reform des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) an. Er fordert zur kurzfristigen Bekämpfung des Personalmangels massive Steigerung der Ausbildungszahlungen sowie leichtere Zugänge für Seiteneinsteiger und Fachkräfte aus dem Ausland. Ohne Erzieher klappe der nötige Ausbau sonst nicht.

Michael Neumann sagt, Bund und Land hätten mit Ausbau- und Förderzusagen einen guten Weg eingeschlagen. „Die Qualität ist gut, die Quantität muss steigen.“

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