Ermittlungen: PC-Verkäufer unter Verdacht

Bordell-Besuche und Spaß auf Schalke: Seit gestern steht ein 56 Jahre alter Computer-Händler unter Verdacht, Mitarbeiter der GEZ bestochen zu haben.

Wuppertal. Unbeflecktes Weiß ziert die Fassade des zweigeschossigen Firmengebäudes am Fuß des Mirker Hains. Doch hinter den Kulissen des Computer-Unternehmens, das seit Jahren auch eine Filiale in Wuppertal führt, liegen die Nerven blank. Ausgerechnet einer der Topverkäufer der Firma hat gestern für eine spektakuläre Durchsuchungsaktion im Kölner Raum gesorgt. Jetzt bangen die Mitarbeiter - allein in Wuppertal mehr als 100 - um den guten Ruf und Bestand ihrer Firma. Der Verdacht gegen den 56-Jährigen: Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr.

Gestern Morgen tauchten Ermittler in Köln, Aachen und Düsseldorf auf. Durchsucht wurde unter anderem die Gebühreneinzugszentrale - besser bekannt als GEZ (siehe Kasten) - in der Domstadt. Warum ausgerechnet die GEZ? Dort soll sich ein Einkäufer von jenem Wuppertaler PC-Verkäufer einen millionenschweren Vertragsabschluss extra bezahlt haben lassen. Die Ermittler stießen auf Unterlagen, die Bordell-Besuche in Köln, Ausflüge zu Fußballspielen in die Schalker Veltins-Arena und Trips zur Formel 1 am Nürburgring dokumentieren sollen. Mit derlei Zuwendungen, sollen unter anderem die GEZ-Verantwortlichen für einen umfassenden Computereinkauf (Hard- und Software) gewonnen worden sein.

Nach Recherchen des Kölner Express erschienen gestern die Ermittler auch bei einem hochrangigen GEZ-Mitarbeiter in Troisdorf. Wie die WZ erfuhr, geht es allein bei dem GEZ-PC-Geschäft um ein Vertragsvolumen von weit mehr als 1,3 Millionen Euro. Auch mit einer Versicherungsfirma und zwei weiteren IT- Unternehmen in Aachen soll bei "Bewirtungen" gemauschelt worden sein. Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft von einem Auftragsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe aus.

Demgegenüber stehen mehrere zehntausend Euro, die jener Computer-Händler aus Wuppertal in die Geschäfte investiert haben soll. Korruption? Der Verteidiger des 56 Jahre alten Wuppertaler Verkäufers sieht das anders: "Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht ganz erkannt, welche Branchenüblichkeiten in der deutschen Wirtschaft Platz gegriffen haben", sagte Rechtsanwalt Rolf E. Köllner gestern auf WZ-Nachfrage. Sein Mandant ist offenbar nach wie vor im Unternehmen beschäftigt.

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