Erfolgsregisseur Tom Tykwer: „Wuppertal ist und bleibt meine Heimat“

Der gebürtige Wuppertaler ist nicht abgeneigt, wieder in der Heimat zu drehen.

Wuppertal. Gerade wird er für „Drei“ gefeiert, zuvor hatte er bei „The International“ Hollywood-Stars wie Clive Owen und Naomi Watts vor der Kamera, nun plant er die nächste große internationale Produktion (die Verfilmung des Romans „Der Wolkenatlas“). Im Herzen aber ist Tom Tykwer Wuppertaler geblieben.

„Wuppertal ist und bleibt natürlich meine Heimat“, betont der Erfolgsregisseur. „Meine Familie lebt hier, deshalb bin ich so oft ich kann in der Stadt.“ In diesen Tagen ist er allerdings ständig irgendwo anders. Erlangen, Nürnberg, Essen: Überall wartet neues Vorpremieren-Publikum auf Tykwer und seine Geschichte über eine Dreierbeziehung.

Trifft man den 45-Jährigen zwischen zahlreichen PR-Terminen zum Interview, macht er trotzdem nicht den Eindruck, gehetzt zu sein. Im Gegenteil. Tykwer sitzt in einer Essener Hotel-Lobby, wirkt zufrieden und ausgeglichen, antwortet ruhig und pointiert.

Ob er darüber nachdenkt, wieder einmal in Wuppertal zu drehen? „Ich kann mir das gut vorstellen“, sagt er. „Es muss natürlich ein Stoff sein, der dort hingehört. Da ich mich gerne an Orten bewege, an denen ich mich gut auskenne, ist es verlockend, darüber nachzudenken. Ich mag es, wenn Filmemacher einen Heimatbezug in die Erzählung einbringen.“

Dies habe auch bei seinem aktuellen Film („Drei“) eine zentrale Rolle gespielt: „Da ich viel Zeit in Berlin verbringe und die Stadt auch von innen erlebe, wollte ich sie nicht als Postkarten-Motiv abfotografieren. Mich interessiert viel mehr, wie sich eine Stadt von innen anfühlt.“

Und Wuppertal? Wie fühlt sich die Heimat an? Tykwer überlegt — nicht, weil er nicht wüsste, was er an Wuppertal schätzt, sondern weil er die Stadt, in der er aufgewachsen ist, nicht nüchtern, sondern emotional wahrnimmt. „Man ist ja immer distanzlos zu seiner Heimat, kann das meistens gar nicht konkret benennen und ist von den Stimmungen beeinflusst, die die Kindheit geprägt haben und die man nicht wirklich analysieren kann.“

Mit anderen Worten: „Mein Gefühl für Wuppertal hat stark mit meinem kindlichen und jugendlichen Fantasiespielraum zu tun. Dadurch ist Wuppertal für mich ein Ort voller Geheimnisse und faszinierender, unerforschter Zonen.“

Bei allem Geheimnisvollen wird eines jedoch ganz klar: Tykwer schätzt die Vielfalt der verschiedenen Stadtteile und die Spuren der Vergangenheit. Er mag „diese ungewöhnliche Melange“: „Wuppertal ist eine Stadt, die auf sehr verwunschene Weise nicht so leicht zu erschließen ist — weil es viele Winkel und Ecken gibt.“

Ecken und Kanten hat freilich auch die Filmarbeit, wobei Tykwer auf Teamgeist schwört: „Ich interessiere mich sehr für das Input anderer Menschen und bin auch davon abhängig. Ich mag die treibende kreative Kraft sein, aber letztendlich ist ein Filmteam wie eine Fußball-Manschaft.“ Auf dem Film-Feld sieht der Regisseur seine Rolle so: „Ich bin der Trainer oder der Kapitän, aber nur die Mannschaft kann gewinnen, nicht der Einzelne.“

Während die Protagonisten in seinem jüngsten Film ihren Beziehungsstatus überprüfen, konnte Tykwer gerade seinen ersten Hochzeitstag feiern: Kurz vor der Geburt des gemeinsamen Sohns Anton war er an der Seite von Marie Steinmann zum bekennenden Ja-Sager geworden.

An die eigene Kindheit hat er beste Erinnerungen. Besonders gerne kehrt der 45-Jährige deshalb hierhin zurück: „Ich gehe immer noch ganz gerne auf der Kaiserhöhe spazieren, weil es mein Jugendpark war.“ Vielleicht spielt der Nützenberg ja auch noch einmal eine wichtige Rolle in einem Tykwer-Film . . .

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