Entschuldigung half nicht mehr: Folter-Paar muss ins Gefängnis

Weil es einen Sprockhöveler an der Bredde gefangen hielt, wurde ein Paar aus Barmen am Donnerstag zu Haftstrafen verurteilt.

Wuppertal. Sie waren wohl mal ein Paar — die 24 Jahre alte Frau und der gleichaltrige Mann auf der Anklagebank. Am Donnerstag entschuldigten sie sich bei ihrem Opfer. Wie berichtet, hatten die beiden Angeklagten gestanden, den Sprockhöveler (25) am 7. Dezember des vergangenen Jahres in der Wohnung der Frau an der Bredde in Barmen festgehalten und misshandelt zu haben.

Die Reue reichte nicht mehr für eine bewährungsfähige Strafe aus. Wegen erpresserischen Menschenraubes (im minder schweren Fall) wurde die Frau vom Landgericht zu zwei Jahren und sechs Monaten, der Mann zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Zuvor war das Opfer in den Zeugenstand getreten. Dort sagte der 25-Jährige erst, sich an gar nichts mehr erinnern zu können und erzählte dann doch von dem, was ihm widerfahren sein soll. Von einer erhitzten Gabel, die ihm ins Gesicht gedrückt worden sei. Davon, dass man ihn gezwungen habe, die Küche aufzuräumen und zu spülen. Das war der Mann offenbar gewohnt. Mindestens einen Monat habe er als eine Art Untermieter bei der Angeklagten gelebt. Spülen musste er, weil die Zeit bis zum nächsten Morgen überbrückt werden musste. Dann nämlich sollte der Sprockhöveler zur Sparkasse und Geld, eine Art verspätete Untermiete, für das Paar abheben.

An jenem Morgen sei er also in die Sparkasse gegangen und habe dort erst einmal nach einem Hinterausgang gefragt. Weil es den nicht gab, sei er per Taxi zur Polizei gefahren. Die nahm wenig später das Paar fest, stellte ein Messer und Kokain sicher.

Entscheidend für die Verurteilung war die Aussage des Opfers allerdings nicht. Zu widersprüchlich erschienen manche Angaben des Sprockhövelers. Das Gericht bezog sich deshalb auf die Geständnisse der Angeklagten. Ob der mehrfach als Jugendlicher vorbestrafte 24-Jährige das Urteil rechtskräftig werden lassen will, ist laut Verteidiger Klaus Wülfing noch offen.

Auf WZ-Nachfrage bestätigte Verteidiger Claus Burghoff, dass seine Mandantin — eine zweifache Mutter — das Urteil anfechten will. Wie berichtet, waren der 24-Jährigen zwischenzeitlich seitens des Jugendamtes die Kinder entzogen worden. Wie die WZ erfuhr, wird das Familiengericht demnächst neu über die Kinderfrage entscheiden.

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