Analyse Eltern von 800 Kindern zahlen die höchsten Kita-Gebühren

Wuppertal · Die neue Beitragstabelle für Kitabeiträge sorgt in Wuppertal vor allem für mehr Differenzierung bei höheren Einkommen.

 In Wuppertal wurden die Kita-Beiträge neu geordnet.

In Wuppertal wurden die Kita-Beiträge neu geordnet.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Stadt hat die Kita-Beitragstabelle zum 1. August dieses Jahres angepasst. Seither gibt es für die Eltern der aktuell etwa 10 200 Wuppertaler Kitakinder statt der bisherigen sieben Beitragsstufen zehn – und vor allem eine Differenzierung in den höheren Gehaltsstufen.

Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD) sagt, dass der Ansatz der Stadt, nach unten zu entlasten, nach oben fairer zu verteilen, in der Tendenz aufgegangen sei. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, weil am Anfang des Kitajahres noch nicht alle Unterlagen da seien. Aber die Richtung lasse sich erkennen.

Und die sieht so aus: Bisher haben Eltern von rund 1200 Kindern den Höchstsatz für die Betreuung ihrer Kinder bezahlt, der lag bei 300 Euro. Der war ab einem Einkommen von 71 000 Euro fällig. Das waren 11,5 Prozent der betreuten Kinder (Ende 2016).

Dieser Höchstsatz und dessen Bemessungsgrenze, wie die ganze bisherige Staffelung, stammte noch aus den 1990er Jahren. „Damals gab es noch die D-Mark und 140 000 DM waren ein richtig gutes Einkommen. Heute sind 71 000 Euro aber kein Spitzeneinkommen mehr“, sagt Kühn.

Deshalb hat die Stadt nach oben differenziert. Statt bei 71 000 Euro aufzuhören, geht die Staffelung in 10 000er-Schritten bis zu Einkommen von mehr als 100 000 Euro weiter. Das heißt, während bisher alle Familien mit einem Einkommen ab 71 000 Euro gleich viel bezahlt haben, wird jetzt genauer geguckt.

Kühn geht von knapp 800 Kindern aus, für die der neue Spitzensatz gilt. Weitere 800 Kinder liegen in den Einkommensgruppen zwischen 71 000 und 100 000 Euro. In der Spitzengruppe zahlten die Eltern früher maximal 300, jetzt 425 Euro – je nach Anzahl der Stunden.

Einige Eltern zahlen mehr als zuvor, andere dagegen weniger

Die Eltern mit einem Einkommen zwischen 70 000 und 80 000 Euro zahlen jetzt 225 Euro, also bis zu 75 Euro weniger. Diese Familien – vorher auch Spitzengruppe – seien der zweitgrößte Anteil der alten Spitzengruppe, schätzt Kühn. Dazwischen gibt es Gebührensätze von 275, 325 und 375 Euro. Damit zahlen einige Eltern weniger als zuvor, einige aber auch mehr.

Für Kühn hat sich die Einführung der neuen Tabelle gelohnt. Er sagt, die Ziel der Stadt sei erreicht. Man kann auch sagen: Menschen mit sehr hohem Einkommen haben bisher verhältnismäßig wenig bezahlt und Menschen mit knapp über 71 000 Euro Einkommen verhältnismäßig viel. Jetzt ist es fairer verteilt.

Zweiter Ansatz bei der Anpassung der Tabelle war die Entlastung bei geringen Einkommen. Bisher haben Eltern von rund 60 Prozent der Kinder nicht für die Betreuung zahlen müssen. Einerseits wegen eines Einkommens (damals unter 12 500, heute unter 20 000 Euro), andererseits wegen anderer Gründe. Denn Menschen ganz ohne Einkommen müssen nichts zahlen. Ebenso ist immer nur ein Kind im Betreuungssystem beitragspflichtig (Geschwisterkinder sind also kostenfrei). Außerdem kostet das letzte Jahr in der Kita nichts – landesweit.

Für die Stadt hieß das bisher: 59,7 Prozent der Kinder werden kostenfrei betreut. Mit jetzt 61 Prozent ist diese Gruppe leicht größer geworden – wobei vor allem der Anteil der Geschwisterkinder von rund 14 auf knapp 17 Prozent gestiegen sei. Auf lange Sicht werde der Anteil der kostenfreien Plätze auf mehr als 70 Prozent steigen, sagt Kühn – weil die Landesregierung die letzten zwei Jahre in der Kita beitragsfrei machen will.

Landtagsabgeordneter Marcel Hafke (FDP) kündigt das für August 2020 an. Das Land sorge dann aber mit Hilfe des Bundes für den entsprechenden Ausgleich für die Kommunen und Entlastung aller Eltern. Das Land koste das 200 Millionen Euro pro beitragsfreiem Jahr.

Die Landesregierung peile auf lange Sicht die Beitragsfreiheit für alle an. Die Erhöhung in Wuppertal hält Hafke zwar für angemessen und moderat. Aber er mahnt, dass gerade die Leistungsträger und Steuerzahler nicht übermäßig belastet werden sollten.

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