Austauschprogramm Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule bekommt Besuch aus Palästina

Die Gesamtschule ist eine der ersten staatlichen Schulen, die ein Austausch-Programm mit einer Stadt im Westjordanland plant.

Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden mit einem Modell des Felsendoms in Jerusalem, das in der Gesamtschule steht.

Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden mit einem Modell des Felsendoms in Jerusalem, das in der Gesamtschule steht.

Foto: Kleinherbers-Boden

Elberfeld. Wenn das Austauschprogramm der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule mit zwei Schulen aus der palästinensischen Stadt Durra, einem Vorort von Hebron, startet, dann ist die Else eine der ersten staatlichen Schule in NRW, die einen solchen Austausch organisiert. Ein Vorreiter.

Eindrücke vom Besuch der „Else“-Delegation in Palästina.

Eindrücke vom Besuch der „Else“-Delegation in Palästina.

Foto: Kleinherbers-Boden

Dabei, so sagt es Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden, sei ein solcher Austausch schon vor fünf Jahren erstmals angedacht worden. Seit damals gibt es den Austausch mit Wuppertals israelischer Partnerstadt Be’er Sheva. Und der Wunsch, auch in die palästinensischen Gebiete zu fahren.

Im Herbst soll es erstmals losgehen. Dann sollen zehn Schüler an zwei Schulen im Vorort von Hebron unterrichtet werden, bei ansässigen Familien leben, die Menschen dort kennenlernen und auch die Kultur erleben.

Dorothee Kleinherbers-Boden und zwei weitere Lehrer waren schon vor Ort, Ostern vor einem Jahr, um Kontakte zu knüpfen und zu sehen, wie eine Schulpartnerschaft aussehen könnte. Sie haben eine Mädchenschule gefunden und eine für Jungs. „Was uns wichtig war: Dort wird nicht Hass gegen Israel gepredigt. Mit dieser neuen Partnerschaft wollten wir auf keinen Fall die bestehende nach Be’er Sheva gefährden.“ An dieser Schule herrsche ein Geist der Akzeptanz, lobt Kleinherbers-Boden. Das sei bewundernswert und beeindruckend, angesichts der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit, die dort herrsche.

Trotzdem, sagt Kleinherbers-Bode, sei es dort sicher. Sie habe das Westjordanland als ebenso sicher erlebt wie Israel. „Passieren kann immer etwas, das kann man aber auch in Europa nicht ausschließen.“ Auch Jamal Mahmoud, Vorstandsvorsitzender des Palästinensischen Freundschaftsvereins Wuppertal, bestätigt das. „In Durra gibt es keine Probleme. Die Situation ist eine andere als im Gaza-Streifen.“

Der Verein hat die Kontakte mitorganisiert. Für Mahmoud ist es besonders, dass etwas von Dauer daraus entsteht. „Das ist ein sehr Großes für uns. Wir sehen uns als Teil von Wuppertal und wollen das auch zeigen.“ So sollen nicht nur die Wuppertaler Kinder die Kultur der Palästinenser kennenlernen, sondern auch umgekehrt. Von Deutschland und Wuppertal könnten sie „Integration und Vielfalt lernen“, sagt Mahmoud. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen.

Im palästinensischen Gebiet erwartet die Schüler etwas weniger Freiheit — und etwas mehr Kontrolle. Dorothee Kleinherbers-Boden fühlt sich durch die Checkpoints und Kontrollen dort etwas an die DDR erinnert. Das sei schon bedrückend. Aber nicht gefährlich. Dafür schwärmt Kleinherbers-Boden von der Herzenswärme und Gastfreundschaft — und von dem reichhaltigen und leckeren Essen. „So eine Gastfreundschaft habe ich bisher nur an einem anderen Ort erlebt. In Israel“, sagt sie.

Aktuell liefen Gespräche mit den Schülern. Wenn man in den kommenden zwei Monaten zehn Personen aus der Oberstufe zusammenhabe, dann starte die Schule im Herbst. Wenn nicht, kämen erst einmal die Schüler aus Durra zu Ostern hierher. Wichtig sei, den Austausch erst einmal zu starten. Dann normalisiere sich das Verhältnis von selbst.

Dazu trägt auch der Besuch des Bürgermeisters von Durra, Sameer Namoura, bei. Der ist diese Woche da, besucht die Schule, die Stadt und die Uni. So wird der Austausch mit Palästina auf vielen Ebenen Normalität.

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