Electrabel bringt den Wuppertaler Stadtwerken fast 300 Millionen Euro

Der belgische Energiekonzern wird am Montag als neuer Partner vorgeschlagen.

Wuppertal. Das Geheimnis ist gelüftet. Die Findungskommission der Stadtwerke wird am kommenden Montag vorschlagen, dass das belgische Unternehmen Electrabel der neue strategische Partner der WSW wird. Nach Recherchen der WZ will das Unternehmen insgesamt fast 300 Millionen Euro in die Partnerschaft einbringen, bestehend aus dem Kaufpreis und Sachmitteln. Damit verfügen die Belgier dann über ein Drittel der WSW-Anteile.

Eine offizielle Stellungnahme war am Donnerstag zu dem Deal nicht zu erhalten. Kämmerer Johannes Slawig sagte nur: "Ich schweige." Am Montag sollen die politischen Entscheidungsträger unterrichtet werden. In seiner nächsten Sitzung am 15. September entscheidet dann der Stadtrat, ob er dieser Empfehlung zustimmt.

Das wird er wohl, wenn man sich die Daten des Handels genauer anschaut. Laut Insidern machen die WSW einen Schnitt von zirka 70 Millionen Euro, wenn sie auf das Electrabel-Angebot eingehen. Die Belgier bieten als Sacheinlage die Beteiligung an einem Kohlekraftwerk in Wilhelmshaven an, das bereits genehmigt ist. Vor dem Hintergrund, dass derzeit fast überall in Deutschland gegen solche Kraftwerke demonstriert wird und Genehmigungen widerrufen werden, ist das ein gewaltiger Vorteil. Zudem ist die Beteiligung an einem weiteren Kraftwerk in Norddeutschland geplant - auch wenn es für dieses noch keine Genehmigung gibt.

Das ist noch nicht alles: Electrabel will zusammen mit den Stadtwerken im Rahmen eines Joint-Venture eine Vertriebsgesellschaft in Wuppertal gründen. Das bedeutet, dass in der Stadt neue Arbeitsplätze geschaffen werden, frohlocken Branchenkenner, die zudem jubelten: "Wir sind dann der exklusive Vertriebspartner in NRW für Electrabel."

Damit ist klar, dass auch die lange Zeit favorisierte Kölner Rheinenergie aus dem Rennen ist, ebenso wie die Düsseldorfer Stadtwerke (die WZ berichtete). Der Deal mit den Belgiern gilt als Meisterstück, weil der in Wuppertal verbleibende Unternehmenswert der WSW, also die restlichen 66 Prozent, aufgrund der gezahlten Summe für die anderen Anteile nun mit etwa 600 Millionen Euro angegeben werden kann. Stadtwerke-Chef Andreas Feicht soll mit maximalem Erfolg verhandelt haben, war am Donnerstag in der Stadt zu hören.

Für 145 Millionen Euro hatten die WSW noch vergangenes Jahr die ungeliebten Anteilseigner RWE und Cegedel rausgekauft, das hatte insgesamt einen Unternehmenswert von etwa 600 Millionen Euro bedeutet. Dieser Wert erschien den Düsseldorfer Stadtwerken zu teuer, den Belgiern offensichtlich nicht. Die erhoffen sich, einen weiteren Fuß in den rentablen deutschen Energiemarkt zu bekommen. Eigentümer der Belgier ist wiederum der französische Energie-Riese Gas du France.

Jürgen Hardt, Mitglied im Aufsichtsrat der WSW und Wuppertaler CDU-Chef, mochte am Donnerstag zwar auch nicht die Entscheidung für Electrabel bestätigen, erklärte aber: "Ich glaube, dass wir für die Wuppertaler Stadtwerke die optimale Lösung gefunden haben, sowohl in strategischer als auch in finanzieller Hinsicht."

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