Elberfeld: Ein neues Bild von der alten Burg

Erste Erkenntnisse der Firma Archbau zeigen: Die Burg hatte einen anderen Standort als bisher vermutet.

Wuppertal. Wochenlang waren sie Mittelpunkt des öffentlichen Interesses in Elberfeld - jetzt hat die Erde, in der sie jahrhundertelang verborgen waren, wieder verschluckt: die Überreste der Burg Elberfeld, die jüngst am Turmhof, an Burg- und Poststraße freigelegt worden waren. Von den Experten der Firma Archbau dokumentiert, sollen die Funde dann auf gründlichere Untersuchungen durch künftige Generationen warten - so will es die Stadt. Für Dirk Herdemerten, Grabungsleiter bei Archbau, sind die Grabungen aber bereits jetzt ein Erfolg.

"Wir nehmen an, dass die Burg gut 20 Meter weiter im Westen lag, als bislang vermutet", fasst Herdemerten die ersten Erkenntnisse zusammen. Bisher war man aufgrund von Rekonstruktionen des 16. und 19, Jahrhunderts davon ausgegangen, dass das äußere Burggemäuer ziemlich genau mit der Ostseite der Poststraße abschloss - eine Annahme, die durch Mauerfunde an der Ecke Poststraße/Schöne Gasse nun widerlegt scheint. Auch die Vermutung, dass es sich beim Kellergewölbe der Familie Abeler um einen Teil der Burganlage handeln könnte, hat durch diesen Fund neue Nahrung bekommen.

Doch nicht nur, dass die jüngsten Funde erstmals exakte Erkenntnisse über die Lage der Burg liefern könnten - auch über ihre Gestalt könnten sie endlich Auskunft geben. "Alle Darstellungen der alten Burg sind mehr oder weniger Phantasie aus späterer Zeit", betont Herdemerten. Fest steht schon jetzt: Das Gebäude, dass im 8. Jahrhundert als einfacher Fronhof angelegt wurde, wurde im Laufe der Jahrhunderte offenbar zu einer wehrhaften Anlage mit breitem Wassergraben ausgebaut.

"Wir haben Fundamente mit einer Breite von 1,80 Metern aus Devonschiefer freigelegt", so Herdemerten. "Darauf stand auf jeden Fall ein mehrstöckiges, repräsentatives Stein- oder Ziegel-Gebäude, dass Angriffen standhalten konnte."

Davon ist auch Hans-Joachim de Bruyn-Ouboter vom Bergischen Geschichtsverein überzeugt. "Es gibt Berichte von Belagerungen, die zeigen: die Burg war mehr als ein Fachwerk-Bau, in dem ein Amtmann residiert hat." Dies musste nach alter Überlieferung am 14. März 1398 Graf Dietrich von der Mark erfahren: Nachdem er monatelang zwei abtrünnige Adlige in der Burg belagert hatte, soll er tödlich von einem aus der Burg abgeschossenen Pfeil ins Auge getroffen worden sein.

So unscheinbar die Steinfunde also auch aussehen mögen - für de Bruyn-Ouboter und Herdemerten sind sie das Weiterforschen wert. Herdemerten: "Schließlich hat Elberfeld kaum Bodendenkmäler aus der Zeit vor 1800 - und somit kaum sichtbare Zeugnisse einer Geschichte vor der Industriezeit. Gerade im Stadtjubiläumsjahr sind diese Funde doch ein Glücksfall."

Nach einer Woche Pause wollen die Archbau-Archäologen ab Montag im Turmhof weitergraben, wenn dort die Straße auf etwa zwei Metern Breite geöffnet wird - davon erhofft sich Herdemerten noch genauere Erkenntnissezur Position von Burg und Graben. Seiner Ansicht nach könnte diese Grabungs-Phase noch etwas zwei bis drei Wochen dauern. Die Stadt plant nach Auskunft des Presseamtes damit, dass die Archäologen während der Bauarbeiten noch bis September immer wieder zum Einsatz kommen können. Stadtsprecher Markus Bien: "Wer weiß, was da noch alles gefunden wird."

Ein ausführliches Interview mit Hans Joachim de Bruyn-Ouboter vom Bergischen Geschichtsverein über die Ausgrabungen in Elberfeld lesen Sie am Samstag in der Print-Ausgabe Ihrer WZ.

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