Einzelhandel Einzelhandel leidet noch immer

Wuppertal · Zwar finden immer mehr Menschen den Weg zurück in die Einkaufsstraßen der Städte, doch trotzdem gibt es noch immer Probleme für den Einzelhandel.

 Auf der Poststraße sind wieder mehr Passanten unterwegs.

Auf der Poststraße sind wieder mehr Passanten unterwegs.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Nach dem Corona-Lockdown steigen die Zahlen der Passanten in der Fußgängerzone wieder an. Das bestätigt auch die Auswertung der Zahlen des Unternehmens hystreet.com, das Passanten in Innenstädten zählt. Am Messpunkt Poststraße war die Zahl im September mit insgesamt 737 522 Menschen, deutlich höher, als noch zu Beginn der Corona-Krise. Im April wurden nur 329 217 Personen gezählt.

„Über die Kaufkraft sagen diese Zahlen nur wenig aus“, moniert Thomas Pusinelli. Der Händler musste sein Schmuckgeschäft „Lichtblick“ in den City-Arkaden im März für mehrere Wochen schließen und sieht die steigenden Zahlen der Passanten skeptisch. „Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Frequenz der Menschen im August und September deutlich weniger.“

Er erklärt außerdem: „Es ist nicht entscheidend, wie viele Personen durch die Stadt laufen, sondern eher, wie viel diese Personen kaufen und was sie kaufen. Die Kaufkraft hat sehr deutlich nachgelassen.“

So sieht das auch Matthias Zenker von Brillen Arlt und Vorstand der Werbegemeinschaft IG1: „Das Kaufverhalten der Menschen ist eher zurückhaltend. Zwar sehen wir, dass besonders bei schönem Wetter viele Menschen in der Stadt unterwegs sind, doch kaufen diese weniger.“ Sein Geschäft laufe „allerdings stabil.“ Das liege daran, dass es „schon immer eher ein Termingeschäft“ gewesen sei. Trotzdem bemerkt auch Zenker, dass die „Kundenfrequenz stark rückläufig ist“.

Marco Trienes, bei der Wuppertaler Wirtschaftsförderung für das Thema Einzelhandel zuständig, blickt ebenfalls kritisch auf die wachsenden Zahlen: „Zwar ist die Kundenfrequenz wieder besser als noch vor einigen Monaten, doch hat sich das Kaufverhalten geändert.“ Laut Trienes gibt es jetzt „eher Zieleinkäufe, statt Lust- und Spontankäufe.“ Auch haben die Online-Versandhäuser in der Zeit des Lockdowns „gezeigt, was sie können und dass sie funktionieren.“ So wurden laut Trienes „neue Kundenkreise durch den Online-Handel erschlossen.“ Auch heute noch seien viele Menschen verängstigt und bestellten „lieber von zu Hause“.

Verkaufsoffene Sonntage
als Chance für den Einzelhandel

Es gebe jedoch auch „Profiteure im stationären Einzelhandel“, sagt Trienes. Fahrradhändler, Baumärkte und Discounter sind für ihn die „Gewinner der Corona-Krise.“ Für Trienes steht aber noch viel Arbeit an, damit die Menschen wieder mehr Vertrauen in den stationären Einzelhandel haben. So müsse „die Attraktivität erhöht werden. Dabei könnten verkaufsoffene Sonntage helfen.

Diese sind allerdings in Nordrhein-Westfalen an einen lokalen Anlass gebunden. Außerdem kritisiert die Gewerkschaft Verdi seit langen den Nutzen der verkaufsoffenen Sonntage. Auch für Pusinelli sind sie keine Lösung für den Einzelhandel. „Aus meinen Augen bringt ein verkaufsoffener Sonntag überhaupt nichts. Die Menschen haben Existenzängste und sind sehr vorsichtig geworden. Sie geben kein Geld aus. Das wird sich auch nicht durch einen verkaufsoffenen Sonntag ändern.“

Matthias Zenker sieht das dagegen völlig anders: „verkaufsoffene Sonntage sind für alle Branchen sehr wichtig. Sie schaffen eine Konkurrenzfähigkeit zum Online-Handel. Ohne die verkaufsoffenen Sonntage drohen große Umsatzeinbußen.“

Verdi klar gegen
verkaufsoffene Sonntage

Die Gewerkschaft Verdi lehnt den vom Landeskabinett beschlossenen Erlass einer Verwaltungsvorschrift, die bis zu vier zusätzliche Sonntagsöffnungen in der zweiten Jahreshälfte in NRW vorsieht, entschieden ab. Gabriele Schmidt, Landesbezirksleiterin Verdi NRW, erklärt: „Verkaufsoffene Sonntage dürfen nur stattfinden, wenn sie anlassbezogen terminiert sind. Wenn also beispielsweise parallel vor Ort eine Großveranstaltung geplant ist.“ Das sei aber in Zeiten von Corona untersagt, um die Bevölkerung zu schützen. „Sonntagsöffnungen sind somit zurzeit weder sinnvoll noch gesetzlich möglich. Deshalb werden wir gegen diesen klaren Rechtsbruch auch juristisch vorgehen“, sagt . „Unsere Haltung dazu hat sich nicht geändert. Das haben wir auch in den Gesprächen mit dem Minister immer wieder betont.“

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