Eine Tanzmaus, die schreiben kann

Kolumnist Uwe Becker über seine Vorliebe für Tanz und beschwingte Melodien.

Eine Tanzmaus, die schreiben kann
Foto: J. Schmitz

Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich soll es in der Wuppertaler SPD Kräfte geben, die ein Pina Bausch-Zentrum für nicht förderungswürdig halten, und zudem Tanz als elitär bezeichnen. Die ortsansässige CDU scheint sich dagegen dafür stark zu machen, dieses auch international wichtige Zentrum im alten Schauspielhaus zu errichten. Die bergischen Sozialdemokraten stehen eher für eine Bundesgartenschau mit vielen Millionen Besuchern und medialer Berichterstattung in der „Tagesschau“ und bei „RTL-Explosiv“ - Okay! Das Pina Bausch-Zentrum wird wahrscheinlich nur bei „ttt - titel thesen temperamente“ und in „Aspekte“ Erwähnung finden.

Begrabt mein

Herz in Wuppertal

Aber ist Tanz wirklich elitär? Warum haben große Teile einer ehemals führenden Arbeiterpartei Schwierigkeiten, sich mit Tanz zu identifizieren? Bewegen sich viele Mitglieder der hiesigen SPD und ihre Anhänger denn in der Freizeit nicht auch ab und zu mal bei Foxtrott, Rumba, Tango, Walzer oder Cha-Cha-Cha? Legt denn der einfache sozialdemokratische Kommunalpolitiker nicht auch mal eine flotte Sohle aufs Parkett und tanzt vergnügt in den Mai? Mein Gott, was ist denn hier los?

Ich selber darf mich ja ganz ohne Übertreibung als wahrhaftig tanzsüchtig bezeichnen. Wenn ich am Morgen im Bett erwache, habe ich schon eine beschwingte Melodie im Kopf, lasse noch im Liegen meine Hüften rhythmisch kreisen und schnipse mit den Fingern. Dann hüpfe ich ausgelassen, wie in einem Musical, aus den Federn, springe über Nachttisch und Kleiderschrank, dann in den Flur, und singe ein fröhliches Lied. Der Vormittag ist dann schon mal gerettet.

Es gibt Tage, da mache ich mir sogar die Mühe, kleine selbsterdachte Choreographien aufzuschreiben, und notiere den genauen Ablauf der Tanzschritte, Sprünge und Drehungen. Wenn ich dann am Nachmittag in die Stadt bummeln gehe, summe ich oft schöne Melodien aus „La La Land“ oder „Singing in the Rain“ und schreite nicht selten tänzelnd in die Galeria Kaufhof oder die City-Arkaden.

Leider konnte ich das Tanzen nicht zu meinem Beruf machen, weil ich einfach noch besser schreiben als tanzen kann und ich daher gezwungen bin, den Job als Kolumnist auszuüben. Aber in meiner Freizeit besuche ich natürlich das Ballett und viele Tanzveranstaltungen. Ich bin im Grunde, das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich bin wirklich eine kleine Tanzmaus.

Die Freude an der Bewegung nimmt in meinem Leben einen nicht unerheblichen Raum ein. Mit 13 Jahren besuchte ich bereits die Tanzschule Fern. Ich war das einzige Kind im Kurs für Erwachsene. Wenn meine Mutter mich anschließend abholte, zeigte ich ihr, was ich gelernt hatte. Das war eine glückliche Zeit.

Andreas Mucke von der SPD will ja 2020, wie ich hörte, erneut für die Wahl zum Oberbürgermeister kandidieren. Ich denke, ich werde mich ebenfalls um das Amt bewerben. Meine Wahlplakate sind schon getextet: „OB Becker - Tanzbär an die Macht!“ oder „Freiheit, Tanz und Frieden - Becker muss OB werden!“ Oder lieber kurz und gut: „OB Becker - Der mit dem Rat tanzt“. Die Stimmen meiner Leserinnen und Leser habe ich ja bestimmt ganz sicher, oder?

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