Eine Billig-Lösung für Barmens Ruhmeshalle

Ein bisschen Brandschutz - und das war’s? Die Bezirksvertretung Barmen will sich damit nicht abspeisen lassen.

Wuppertal. Der Ruhmeshalle droht ein wenig ruhmreiches Schicksal. Das Jahrhundertbauwerk am Geschwister-Scholl-Platz nennt sich seit 1958 Haus der Jugend und erfreut sich seither äußerster Beliebtheit bei Kunst- und Kulturschaffenden.

Für die Barmer war es deshalb eher eine Selbstverständlichkeit, dass die Stadt vor wenigen Jahren Großes mit der Ruhmeshalle vorhatte. Ein Umbau, der das Haus der Jugend mit Museums-Außenstelle, Live-Club und Bibliothek in einen Kulturpalast verwandeln sollte, der Seinesgleichen in NRW hätte suchen müssen. Möglich machen sollte es das Städtebauförderprogramm die Regionale 2006.

Doch während Denkmalschützer und Architekten noch über Glasverkleidungen und Balkon-Anbauten stritten, bröckelte hinter den Kulissen die Befürworterfront einer "großen Lösung". Der Rat kippte vor vier Jahren das Projekt aus der Regionale und reduzierte damit das Projekt auf die Erneuerung des Brandschutzes.


Die damalige Kulturdezernentin Marlis Drevermann (SPD) entwickelte allerdings einen ganz persönlichen Ehrgeiz, doch noch für ein wenig Glanz in den Ruhmesräumen zu sorgen, bastelte an einem neuen Raum- und Nutzungskonzept, holte Partner wie Bergische Musikschule und Börse mit ins Boot und verkaufte das Ganze als Zentrum für junge Kunst und Kultur in Düsseldorf, um Stadterneuerungsmittel zu bekommen.

Für fünf Millionen Euro sollte der Umbau zu haben sein - einschließlich eines zweiten Eingangs. Doch seit vergangener Woche sind die Träume ausgeträumt. Vom Land gab es, wie berichtet, ein endgültiges Nein.

Und das scheint so endgültig zu sein, dass selbst Berufsoptimist und Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) nicht länger Energie in die "große Lösung" stecken will. Was bleibt ist also der Brandschutz und "ein wenig Bauunterhaltung", wie sich Hans Uwe Flunkert vom Gebäudemanagement ausdrückt.


Er rechnet jetzt damit, das im Winter mit der Minimallösung begonnen werden kann - bei einer Bauzeit von acht Monaten. Zur Bauunterhaltung gehören ein wenig Fassaden-Lifting, einige neue Fenster und sonstige Schönheitsreparaturen.

Die dafür benötigten 1,5 Millionen Euro stehen im Haushalt und bewahren Barmen davor, dass die Ruhmeshalle aufgrund von Sicherheitsdefiziten ganz dich gemacht werden muss.


Während Museumsdirektor Gerhard Finckh mit der kleinen Lösung durchaus leben kann, will sich Hans-Hermann Lücke (CDU), Bezirksbürgermeister in Barmen, damit keineswegs abfinden. "Barmen kann und darf nicht hinnehmen, dass das Thema damit einfach abgehakt ist", sagte Lücke auf WZ-Nachfrage und war quasi schon auf den Weg zum künftigen Abteilungsleiter und Dezernenten für Kultur in Wartestellung, Matthias Nocke.

"Für den neuen Kulturverantwortlichen bietet sich mit dem Haus der Jugend die Chance, sich in Barmen Freunde fürs Leben zu machen", so Lücke. Ein verlockendes Angebot, doch dass CDU-Mann Nocke ausgerechnet mit der Ruhmeshalle punkten wird können, gilt als unwahrscheinlich.

"Wir werden nicht aufgeben, das ist unserer Pflicht", verspricht Lücke im Gegenzug und hofft unter anderem darauf, möglicherweise einen privaten Investor zu finden. Für Lücke geht es dabei um mehr als nur um die angemessene Nutzung eines Baudenkmals. Für ihn geht es um nicht weniger als die Ehre Barmens.

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