Engagement : Eine Anwältin für Kinder ohne Lobby
Kinderhaus-Gründerin Lieselotte Winnacker-Spitzl wird 80 Jahre alt.
Es war eine Art Notfall, der die Grund- und Hauptschullehrerin Lieselotte Winnacker-Spitzl vor 27 Jahren an eine Sonderschule führte. Die Not der Kinder, die sie dort kennenlernte, setzte dann das in Gang, was heute das Kinderhaus Luise Winnacker ist. Heute wird die Kinderhaus-Gründerin 80 Jahre alt. Und noch immer steckt sie voller Energie für die Kinder.
Als Lehrerin hatte Lieselotte Winnacker-Spitzl schon bemerkt, wie schwierige Familienverhältnisse Kindern zu schaffen machen und wie wenig Schule darauf eingeht. Wenn Schüler zu spät kamen, schwänzten, aggressiv waren, sah sie nicht nur den Regelverstoß, sondern auch die Leistung, wenn Kinder widrigen Umständen zu Hause trotzten. An der Sonderschule erlebte sie zudem „schockierend“ schlechte schulische Verhältnisse. Sie setzte sich für eine schönere Umgebung für die Kinder ein und versuchte, ihnen positive Erlebnisse zu ermöglichen.
Wichtigstes Prinzip ist die Wertschätzung der Kinder
So entstand das Sport-Projekt, bei dem Sport-Studenten mit ihren Schülern trainieren. Bei einer Klassenfahrt nach Schweden sah sie zudem, wie gut ihren Schützlingen Erlebnisse in der Natur taten. Ihr Bruder ermöglichte es ihr, ihre Ideen noch umfassender umzusetzen: Er stellte ihr 1995 das Haus mit dem großen Grundstück an der Rutenbeck zur Verfügung, das heute das Kinderhaus ist.
Seitdem kommen hier Schulklassen mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen wöchentlich zu Besuch, Lehramts-Studenten spielen und toben mit den Kindern und Jugendlichen. Wichtigstes Prinzip ist die Wertschätzung der Kinder und die Förderung der in ihnen steckenden Fähigkeiten. Gleichzeitig lernen die Studenten den Umgang mit herausfordernden Schülern, reflektieren das in regelmäßigen Gesprächen. Lieselotte Winnacker-Spitzl spricht engagiert davon, wie wichtig die Lehrerpersönlichkeit für die Schüler ist. Und wünscht sich ein Bildungssystem, das darauf mehr Wert legt.
Sie baute das Kinderhaus neben ihrer Berufstätigkeit auf, 1997 wurde sie für das Kinderhaus vom Schuldienst freigestellt. Das mehrfach ausgezeichnete Haus erhält nur für einzelne Projekte öffentliche Förderung, jährlich gelingt es ihr und ihren Mitarbeitern, für den Betrieb des Hauses rund 150 000 Euro an Spenden einzuwerben.