Kolumne: Im Einsatz mit... Eine Ärztin berichtet: Arbeitsunfall endet im Krankenhaus

Wuppertal · Assistenzärztin Dr. Janina Schmidt berichtet von ihrem Alltag im Helios-Klinikum: Jüngst meldete sich ein Mitarbeiter eines Paketdienstes in der Notfall-Aufnahme.

 Ärztin Dr. Janina Schmidt schildert die Situation in der Aufnahme.

Ärztin Dr. Janina Schmidt schildert die Situation in der Aufnahme.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Krank zu werden ist gerade für junge Menschen ein Thema des Alters: In den ersten Lebensjahrzehnten erkranken die meisten nicht ernsthaft, sodass ein Aufenthalt im Krankenhaus eher zur Seltenheit gehört.. Ganz nach dem Motto „mir passiert schon nichts“ oder „das trifft eh nur andere“. Dass sich das aber schlagartig ändern kann, zeigte sich eindrücklich bei einem unserer Patienten, der mit Mitte 30 noch lange nicht das „typische Alter“ eines Erkrankten hatte. Der Mitarbeiter eines Paketdienstes stellte sich bei uns im Notfallzentrum vor, weil er auf der Arbeit ein schweres Paket angehoben hatte und seither Schmerzen im Bereich der rechten Nierenregion verspürte. Da das schwere Heben als Ursache für die Schmerzen ausgemacht wurde, informierten wir unsere Kollegen aus der Unfallchirurgie. Ein Röntgenbild sowie eine unfallchirurgische Untersuchung brachten allerdings keine wegweisenden Befunde, ein Bruch oder Ähnliches konnte ausgeschlossen werden.

Im nächsten Schritt untersuchten daher die Internisten den Patienten, sie sind die Experten für den Fachbereich der Inneren Medizin. Im Untersuchungsgespräch gab der junge Mann einige wichtige Hinweise, die er bisher noch nicht preisgegeben hatte: Er berichtete davon, dass er sich zum Zeitpunkt des Schmerzereignisses einmalig übergeben musste, außerdem verspürte er ein Ziehen in der rechten Leistenregion.

Es passiert häufig, dass Informationen, die letztlich zur Diagnose führen, nicht sofort mitgeteilt werden. Dies trifft beispielsweise auch bei der Abfrage von Medikamenten zu – Zunächst geben die Patienten an, keine Medikamente zu nehmen, erst auf konkrete Nachfragen werden dann doch einige genannt. Die Gründe dafür sind vielseitig: Meist halten die Patienten die Informationen für nicht relevant oder es ist ihnen unangenehm, darüber zu sprechen.

Auch die Aufregung in der Ausnahmesituation, sich in einer Notaufnahme zu befinden, führt manchmal dazu, dass Erkrankte schlichtweg vergessen, Informationen zu Medikamenten, Vorerkrankungen und Gesundheitszustand an die Mediziner weiterzugeben.

Für unsere Fachkollegen ist das Alltag – Sie wissen dann meist die richtigen Fragen zu stellen, um am Ende die Ursache für das Unwohlsein der Erkrankten herauszufinden. Dennoch ist es besonders wichtig, im Notfall jede noch so kleine Information preiszugeben, die Auskunft über die gesundheitliche Situation geben kann.

Zurück zu unserem Paketfahrer: Bei einer Ultraschalluntersuchung der unteren Bauchregion war im Bereich der rechten Niere ein Harnaufstau zu erkennen. Der Verdacht: Ein Harnleiterstein, der eine Verstopfung des ableitenden Harnweges aus der Niere verursacht. Schlimmstenfalls kann das eine Infektion auslösen und die Niere dauerhaft schädigen. Deshalb muss ein solcher Harnleiterstein schnellstmöglich entfernt werden.

Eine Computertomographie (CT) bestätigte den Verdacht. Der Patient wurde noch am selben Tag in unserer Urologie aufgenommen und erhielt dort wenige Stunden später unter Narkose eine Harnleiterschiene, damit der Abfluss des Urins wieder gewährleistet werden konnte.

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