Engagement Ein Verein macht Ronsdorf grüner

Ronsdorf. · Mitglieder des RVV kümmern sich seit 150 Jahren um die Verschönerung des Stadtteils.

 Martin Schwefringhaus ist als 2. Vorsitzender des Ronsdorfer Verschönerungsvereins sehr an der Optik des Stadtteils interessiert.

Martin Schwefringhaus ist als 2. Vorsitzender des Ronsdorfer Verschönerungsvereins sehr an der Optik des Stadtteils interessiert.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Von wegen, gute alte Zeit: 1869, also vor genau 150 Jahren, waren die Wälder im bergischen Land vornehmlich durch die Eisenverhüttung auf armselige Reste geschrumpft. Blanke Profitgier und mangelnder Respekt vor der Natur hatten aus dem einst so üppigen Baumbestand Heideflächen mit Krüppelwäldern gemacht. Von grünen Lungen konnte keine Rede mehr sein. In dieser Umwelt ergriffen 38 Ronsdorfer Bürger die Initiative und gründeten am 6. September in der Gaststätte der Witwe Benninghoven den Ronsdorfer Verschönerungsverein.

Der sollte sich zunächst vornehmlich mit der Verbesserung der Wegeverhältnisse, dem Aufstellen von Ruhebänken und kleinen Verschönerungen rund um Ronsdorf befassen. Doch dabei beließ man es zum Glück für die Nachfahren nicht. 1867 beschließt der RVV, im Namen des Vereins Grundstücke zu erwerben und eigene Anlagen zu verwirklichen. Doch man hatte nicht mit dem königlichen Bürokratismus gerechnet, der die eigene Rechtsfähigkeit des Vereins nicht anerkannte und so auch kein Erwerb von Grundstücken möglich sei. Was die pfiffigen Ronsdorfer aber auf eine rettende Idee brachte: Wohlhabende Vereinsmitglieder kauften Grundstücke auf ihren Namen und stellten sie dann dem Verein zur Verfügung.

1930 waren die Flächen des
RVV rund 54 Hektar groß

1881 war es dann Carl Ferdinand vom Baur, der dem Ronsdorfer Verschönerungsverein ein Grundstück im Zentrum der heutigen Anlagen schenkte mit der Auflage, es unbebaut und unbeackert zu lassen. Ein Jahr später wurde dem Verein die Rechtsfähigkeit zuerkannt, so dass die privaten Grundstücke auf den Verein umgeschrieben werden konnten. Und bald darauf gab es den ersten Einschnitt in die Anlagen des RVV, der eine Trassenfläche an die Barmer Bergbahn AG verkaufte.

Doch die Flächen des RVV wuchsen weiter, vornehmlich durch Spenden Ronsdorfer Bürger, und 1906 wurde erstmals ein „Waldwärter“ zur Betreuung der Anlagen eingestellt. 1930 hatten die Flächen eine Ausdehnung von 54 Hektar (heute etwa 30 Hektar).
Doch dann kamen 1933 die Nazis an die Macht und betrieben mit der Anpflanzung einer Adolf-Hitler-Eiche Personenkult auf dem Kaiserplatz, den der RVV in den folgenden Jahren der NSDAP zur Verfügung stellen musste. Damit nicht genug: 1937 beschlagnahmten die Despoten das nördlich der Parkstraße liegende Gelände zum Bau eines Autobahnzubringers und enteigneten weitere Flächen für den Bau von Kasernen.

Schneebruch und erhebliche Schäden durch die Luftangriffe 1943 im zweiten Weltkrieg setzten dem Verein und der Erholung suchenden Bevölkerung in den Folgejahren schwer zu. Doch dank Rückkäufen und den einen oder anderen Grundstückstausch, vor allem aber durch die Liebe der Ronsdorfer zu ihrem Naherholungsgebiet ist das heute 30 Hektar große Areal entstanden. Selbst „Kyrill“ der Orkan von 2007, der 107 Bäume als Opfer forderte, konnte den nun 150 Jahre alten Ronsdorfer Verschönerungsverein nicht von seinem Bestreben abhalten, eine Oase für die Bevölkerung zu schaffen. Mit berechtigtem Stolz zeigt Martin Schwefringhaus, der 2. Vorsitzende des RVV, auf den Kaiserplatz, wo rüstige Damen und Herren heiße „Boule-Kämpfe“ austragen, und seine idyllische Umgebung.

Ein kleiner botanischer Garten mit Ringelblumen, Frauenmantel, Nachtkerzen oder Kapuzinerkresse ersetzt einen Kurs in der Volkshochschule. In Sichtweite ein großzügiger Spielplatz, und vor allem ein weitflächiger grüner Mischwald, der von einheimischen und auswärtigen Besuchern wie auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenheims „Friedenshort“ gern genutzt wird.

Die Adresse „Friedenshort“
ist Symbol für Erholung

„Friedenshort“ heißt auch die Adresse des RVV, und dieser Name ist Symbol für Ruhe und Erholung, wie beispielsweise die Spaziergängerin Christel Ascheuer bestätigt. „Ich komme regelmäßig hierhin, um die Natur zu genießen.“

Und genau das ist der Sinn der Anlagen, die durch Günter Pukal, einen hauptamtlich angestellten Forstwirt, und seine Gerätschaften betreut und „in Schuss“ gehalten werden.

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