Konzert Ein Sommerabend im Mittelalter

Wuppertal · „Il giardinetto del paradiso“ erweckte in der Kirche altertümliche Klänge neu zum Leben.

 Das Ensemble mit dem Namen, der übersetzt „Paradiesgärtchen“ heißt, spielte erfrischende Musik bei Kerzenschein.

Das Ensemble mit dem Namen, der übersetzt „Paradiesgärtchen“ heißt, spielte erfrischende Musik bei Kerzenschein.

Foto: Zorro Zin

Es sind Sommerferien. Alle Kulturpforten sind fest verschlossen. Alle? Nicht alle. So lässt die alte lutherische Kirche am Kolk in dieser Zeit an jedem zweiten Samstag die Musikfreunde herein. „Sommerabendkonzerte bei Kerzenschein“ lautet die Reihe, die in diesem Jahr in die 23. Runde geht. Bei dem sehr gut besuchten Eröffnungskonzert ging es weit zurück in die Vergangenheit, als Musik aus dem Mittelalter bis hin zum Barock erklang. Zuständig für die kurzweilige Stunde war das Ensemble für alte Musik „Il giardinetto del paradiso“ (Paradiesgärtchen).

Zunächst verwunderte es, dass weniger Kerzen als üblich brannten. Thorsten Pech, künstlerischer Leiter der Reihe, führt einen naheliegenden Grund an: „Ja, sonst haben wir mehr Kerzen. Aber da sie von vorne gespielt haben, mussten wir das reduzieren, alleine der Wärme wegen. Das Cembalo hätte die Stimmung nicht halten können.“

Ein Vorläufer des Cellos
kam zum Einsatz

Also Schwamm drüber, war auch gar nicht wichtig. Denn Sopranistin Julia Hagenmüller, Gudrun Fuß (Viola da gamba, Diskant), Zorro Zin (Theorbe) sowie Kaung-Ae Lee (Cembalo und Leitung) spielten frisch auf. Da sich nicht jeder mit alten Instrumenten auskennt, kurz eine kleine Erklärung: Die Viola da Gamba (auch Gambe, Kniegeige) war in dieser Zeit ein geläufiges fünf- bis siebensaitiges Streichinstrument mit Bünden auf dem Griffbrett, das erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts vom Cello verdrängt wurde. Diskant oder Diskantgambe ist eine kleine Form der Gambe. Generell bedeutet in der Musik Diskant die höchste Tonlage bei Instrumenten (beim Klavier die obere Hälfte der Klaviatur) und höchste Stimmlage einer Singstimme. Die Theorbe ist ein Lauteninstrument mit zwei Wirbelkästen.

Munter ging es zur Sache. Denn auch damals gab es bereits das, was man heute als Unterhaltungsmusik bezeichnet. Und die wurde sehr abwechslungsreich präsentiert.

Eine breite Palette an Stücken bekannter (Francois Couperin, Girolamo Frescobaldi) und weniger geläufigen Komponisten (Giovanni Stefanie, Josè Marín) mit und ohne Gesang kam stilecht von dem Altarraum.

Hagenmüllers in allen Registern beweglich-lockerer Sopran und eine kunstvoll-musikalische Gestaltung, rhythmische Ausgelassenheit sowie viel Verve seitens des Instrumentaltrios sorgten für eine herzerfrischende Atmosphäre. Dementsprechend begeistert war der Schlussapplaus, der in eine Zugabe mündete.

Das nächste Konzert gibt es am Samstag, 3. August, um 18 Uhr in der Kirche am Kolk. Dann gibt es Musik für Querflöte (Magnus Mihm) und Orgel (Thorsten Pech), darunter ein Werk des Wuppertaler Komponisten Lutz-Werner Hesse, das uraufgeführt wird.

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