Nächstebreck. Ein Soldat aus Stein hält die Ehrenwache

Nächstebreck. · Werk des Bildhauers Ernst Müller-Blensdorf rückt am Volkstrauertag in den Blickpunkt.

 Die Gedenkfeier an der Junkersbeck hat eine lange Tradition. Hier ein Foto vom Volkstrauertag im Vorjahr.

Die Gedenkfeier an der Junkersbeck hat eine lange Tradition. Hier ein Foto vom Volkstrauertag im Vorjahr.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Am Sonntag, 17. November, wird den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Um 11.15 Uhr lädt der Bürgerverein Nächstebreck zur öffentlichen Gedenkveranstaltung ein. Treffpunkt am Volkstrauertag ist wie in jedem Jahr das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs an der Junkersbeck.

Inge Kuhlmann ist es zu verdanken, dass die Geschichte des von Ernst Müller-Blendsorf geschaffenen Denkmals nicht in Vergessenheit gerät. Ihre Recherchen ergaben, dass der Rat der Stadt am 15. Oktober 1929 der Einwohnerschaft von Barmen-Nächstebreck die Errichtung des Ehrenmals genehmigt und ihr dafür ein städtisches Grundstück überlassen hat. Am 31. Mai 1931 wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht. Es zeigt eine überlebensgroße Soldatenfigur, die aus Vulkangestein gehauen ist. „Eine Ehrenwache - wie für ewige Zeiten geschaffen“, schreibt Inge Kuhlmann. An den Seitenflächen befinden sich Tafeln mit den Namen von 123 Gefallenen, die um vier weitere Namen ergänzt worden sind.

Der Lage - abseits der Verkehrsströme - hat das Denkmal vermutlich seinen Fortbestand über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus zu verdanken. Ende der 1920er Jahre schuf der Bildhauer ein weiteres Ehrenmal für die Nachbargemeinde Neviges. Von den Nazis wurde dieses Denkmal als „nicht heldisch, nicht arisch, weibisch und blöd“ diffamiert. Die gleich geschalteten Zeitungen forderten, dass der „blinde Rudi“ verschwinden müsse. „Das Denkmal ist künstlerisch nicht wertvoll und es entspricht auch in keiner Weise dem nationalsozialistischen Empfinden“, hieß es in einer Velberter Zeitung vom 23. November 1937 kurz vor der Zerstörung des Ehrenmals.

Spuren von Ernst Müller-Blensdorf, der 1896 in Schleswig geboren wurde und in Elberfeld zur Schule ging, sind in Wuppertal noch zu finden. So schmücken Masken und Ornamente die Fassade des früheren Telegrafenamtes, eines wuchtigen Gebäudes an der Ecke Briller/Katernberger Straße. Das von ihm geschaffene Ehrenmal auf dem Friedhof an der Kohlenstraße in Langerfeld, das im März 1945 zerstört wurde, ist in vereinfachter Form wieder hergestellt worden. Müller-Blensdorf war als Professor an der Kunstgewerbeschule in Barmen (1930 - 1933) tätig, seine Werke wurden von den Nazis als „entartet“ eingestuft. Über das Exil in Norwegen flüchtete er nach England und wurde 1945 britischer Staatsbürger. Er starb 1976 in Bruton/Somerset.

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