Geschlossene Läden, weniger Einnahmen Ein schwieriges Jahr für die Wuppertaler Tafel

Barmen · Es gab mehr Andrang bei der Tafel wegen Corona, aber es gibt weniger Helfer und weniger Einnahmen. Der Verein sucht Unterstützer.

 Mitarbeiterin Doris Alinya gibt Lebensmittel heraus. Corona hat für mehr Bedarf und zwischenzeitlich für weniger Lebenmittel gesorgt.

Mitarbeiterin Doris Alinya gibt Lebensmittel heraus. Corona hat für mehr Bedarf und zwischenzeitlich für weniger Lebenmittel gesorgt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Kantine hat zu, schon seit dem Frühjahr. Jetzt haben auch der Kleiderladen und der Büchermarkt geschlossen. Die Tafel am Kleinen Werth erlebt ein schwieriges Jahr. Wie so viele der Menschen, die sie nutzen. Corona setzt dem Verein zu. Das war im Frühjahr so, das ist jetzt so.

Und das ist angesichts des Auftrags der Tafel besonders schwierig. Sie gibt Menschen, die nicht viel Geld haben, etwas zu essen. Sie verkauft gespendete Dinge günstig weiter – hilft so derselben Zielgruppe, finanziert so aber auch ihre Tätigkeit. Denn die Schließungen der Kaufhäuser sorgten für 70 Prozent weniger Einnahmen, sagt Zülfü Polat, der Verwaltungsleiter. Aktuell finanziere sich die Tafel nur über Spenden. Das funktioniere ganz ok, sagt Polat. Im Corona-Jahr habe die Bürgerschaft gut reagiert. Auch Unternehmen, die sonst nichts gegeben hätten, hätten viel gespendet.

Mehr Menschen kommen wegen Kurzarbeit und Kündigungen

Davon hängt nicht nur ab, ob die Tafel weitermachen kann. Sondern auch, ob die Menschen genug zu essen bekommen. Die Menschen mit Bedarf sind nicht weniger geworden dieses Jahr. Im Gegenteil. Polat erklärt, wegen der Kurzarbeit und wegen Kündigungen seien seit Beginn der Krise mehr Menschen gekommen. Und sie seien seit dem Frühjahr nicht weniger geworden.

Die Situation ist schwierig. Denn wenn die Regelungen und die Reaktionen jemanden hart treffen, dann die, die wenig haben. Polat denkt etwa an die Hamsterkäufe im ersten Lockdown. „Die, die mehr Geld haben, kaufen dann eben auf Vorrat ein“, sagt er. Bis viele Dinge nicht mehr da gewesen seien. Und was dann noch im Geschäft zu haben gewesen sei, sei vielfach eben teurer gewesen. Das hätte arme Menschen stärker getroffen.

Dadurch seien auch weniger Lebensmittel für die Tafel übrig geblieben. „Wir haben damals Spenden von der Bethe-Stiftung bekommen“, sagt er. „Davon konnten wir dann einkaufen.“

Auch die Masken seien für die Menschen zum Problem geworden. Denn anfangs waren die noch teuer. Ebenso Hygieneprodukte wie Desinfektionsmittel. Aber mehr Geld für solche Extrakosten habe es für Menschen, die Geld vom Staat erhalten, nicht gegeben, erklärt Polat.

Was Lebensmittel angeht, hätten Supermärkte reagiert, sagt Polat. Die Lücken in den Regalen gefüllt. Und die Wuppertaler Bürger und Unternehmer hätten auch viel beigetragen. Die Tafel lebt von Unterstützern. Das ist gut. Aber irgendwie auch nicht. Denn die Unterstützung ist eben nur nötig, weil viele nicht von dem leben können, was sie haben. Weil viele zu wenig haben, um zu leben.

Die Tafel lebt auch vom Engagement. Und viele Engagierte können während der Coronazeit nicht dort helfen. Viele seien Teil der Risikogruppe. Und im Lockdown mussten 30 Menschen, die vom Jobcenter als sogenannte 1-Euro-Jobber geschickt wurden, die Arbeit einstellen. Das Jobcenter erklärt, dass das alle „arbeitspolitischen Maßnahmen“ in der Stadt betreffe. Mindestens bis zum 10. Januar. Laut Polat hat die Tafel aktuell statt 130 Helfern etwa 40. Daher sucht die Tafel dringend Freiwillige. Das Jobcenter hat aber auch angekündigt, dass im Notfall jederzeit Helfer von anderen Trägern aushelfen könnten. „Hilfe können wir organisieren“, sagt Andreas Kletzander vom Jobcenter.

Wer an Heiligabend fehlt, ist Schauspieler Christoph Maria Herbst, der sonst immer zum Fest Essen verteilt hat. Aber die Kantine ist ja geschlossen. Und daher wird auch nichts gekocht. Die Tafel will aber da sein. An Heiligabend von 12 bis 14.30 Uhr. Dann werden Tüten verteilt mit Essen für die Feiertage und etwas Schokolade. Damit es etwas Festliches gibt. Und für die, die auf der Straße leben, fährt das Sozialmobil – wie das ganze Jahr über – hinaus und bringt etwas Gekochtes und belegte Brötchen.

Zülfü Polat ist froh, „wenn wir das Jahr überstehen und alle satt machen können“, sagt er. Er möchte, dass „der Spuk vorbei ist“ und wünscht sich natürlich mehr Unterstützung für die Arbeit der Tafel.

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