Stadtleben Ein Raum der Stille für die Diakoniekirche

Aus dem ehemaligen Kirchengebäude wird ein Ort mit ganz neuem Konzept.

 In der Diakoniekirche arbeitet Maria Musiol an der Gestaltung des Raums der Stille.

In der Diakoniekirche arbeitet Maria Musiol an der Gestaltung des Raums der Stille.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wie der Wandel eines ehemaligen Kirchengebäudes zu einem Raum mit ganz neuem Konzept aussehen kann, lässt sich derzeit gut in der Diakoniekirche an der Friedrichstraße beobachten. Die Kirchenbänke des von der Diakonie getragenen Gebäudes wurden weitgehend ausgebaut, seit einigen Jahren bietet die Wuppertaler Stadtmission an drei Tagen pro Woche im Kirchenraum Mittagessen, Mittagsgebet, Beratung sowie Hilfe an – und nun soll der nächste Schritt erfolgen: Auf der Empore soll ein Raum der Stille entstehen.

In Workshops haben dafür Fachleute und interessierte Menschen aus der Nachbarschaft, darunter Engagierte der Initiative Kreuzkirche und des Quartiers Mirke, drei Modelle entworfen, die derzeit zu den Öffnungszeiten besichtigt werden können.

„Die Ideen reichen von einem großen Kuppelzelt über einen mit Tüchern abgehängten Raum der Möglichkeiten bis hin zu einer kreativen Inselbrückenwelt“, sagt Stadtmissionar Paul-Gerhardt Sinn. Die Tücher im „Raum der Möglichkeiten“ reichten bis zur Decke und seien lichtdurchlässig. „Sie bringen Wärme in den noch eher kahlen Kirchenraum“, sagt Sinn. Dieses erste Modell sieht zum Beispiel abgeteilte Bereiche für Yoga und Meditation vor. Auch die „Inselbrückenwelt“ sehe mehrere Nutzungsmöglichkeiten vor, darunter Bastelangebote, eine Bibliothek und einen multifunktionalen Raum der Stille, sagt Sinn. Das Kuppelzelt als dritte Idee biete den Vorteil, dass es tatsächlich ein bisschen Wärme in den derzeit im Winter sehr kühlen Kirchenraum bringen würde. Außerdem lasse es sich schnell wieder abbauen, wenn der Raum anders genutzt werden solle.

Denn der Raum der Stille solle nach dem Konzept der mobilen Architektur gestaltet werden: „Der Grundgedanke ist die Veränderbarkeit“, sagt Sinn. Wie es nun weitergehe, müsse noch geklärt werden. Doch eine Idee sei, Probevarianten der jeweiligen Modelle umzusetzen und diese zu testen. Ende Oktober, Anfang November, soll die Planung stehen, sagt Sinn.

Einen zusätzlichen Schub erhalten dürfte die Umgestaltung der Diakoniekirche zudem durch ihre gerade erfolgreiche Bewerbung beim Projekt „Zukunft – Kirchen – Räume“ der Landesinitiative „StadtBauKultur NRW 2020“, mit dem die Umnutzung ehemaliger Kirchengebäude gefördert werden soll. Durch die Förderzusage erhalten Diakonie und Initiative Kreuzkirche professionelle Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Projekts Diakoniekirche. Demnach soll das frühere Kirchengebäude Stück für Stück als „offener Möglichkeitsraum für alle Menschen im Quartier“ gestaltet werden. Christliche Werte sollen beibehalten werden, aber auch neue Formen „individueller und gemeinsamer Spiritualität“ ermöglicht werden, sagt Holger Kreft von der Initiative Kreuzkirche.

Den Rahmen der Entwicklung soll das Konzept einer „modernen urbanen Allmende“ bieten. „Das bedeutet gemeinsames Arbeiten und gemeinsam Verantwortung tragen für das, was man tut“, sagt Kreft. Diese Erprobung neuer Formen nachbarschaftlichen Zusammenlebens für eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung beziehe alle Menschen im Quartier mit ein.

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