Ein offenes Ohr für Menschen in Not

Präses Rekowski besuchte am Heiligen Abend die Telefonseelsorge Wuppertal.

Ein offenes Ohr für Menschen in Not
Foto: Stefan Fries

Auch zu den Feiertagen gibt es Menschen mit Sorgen und Nöten, die keinen Aufschub dulden. Für sie stehen 24 Stunden und 365 Tage im Jahr die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge Wuppertal zur Verfügung. Bereits seit 52 Jahren existiert die Einrichtung, deren Mitarbeiter auch über die zurückliegenden Weihnachtsfeiertage ein offenes Ohr für Hilfesuchende hatten. Als Dank für deren Engagement besuchte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, die Einrichtung am Sonntagmorgen zum Auftakt der Feiertage.

Der Einsatz der Mitarbeiter der Telefonseelsorge Wuppertal sei „ein ganz starkes Stück Kirche“, sagte der höchste Repräsentant der rheinischen Landeskirche. Er sei „dankbar“, dass sich die Mitarbeiter der Telefonseelsorge auch zu Weihnachten und zum Jahreswechsel der Sorgen und Nöte der Menschen — egal welcher Konfession - annähmen.

„Für mich hat die Telefonseelsorge viel mit der frohen Botschaft von Weihnachten zu tun: In ihrem Dienst nimmt die Liebe Gottes zu uns Menschen Gestalt an — so wie sie auch im Jesuskind Gestalt angenommen hat, im Stall von Bethlehem“, betonte der Präses.

Bislang finde die Arbeit aber noch etwas zu wenig Anerkennung in der Öffentlichkeit, erklärte Rekowski. Was allerdings auch daran liege, dass die Telefonseelsorge traditionell in einem vertraulichen Rahmen stattfindet und die Gespräche auf strikte Anonymität setzen. So sind etwa auch die Räumlichkeiten der unweit der Kirchenkreisverwaltung gelegenen Telefonseelsorge in Elberfeld von außen nicht zu erkennen.

Die Telefonseelsorge Wuppertal ist eine ökumenische Einrichtung der evangelischen Landeskirche und des Erzbistums Köln. Derzeit sind dort 82 ehrenamtliche Mitarbeiter im Alter von 26 bis 85 Jahren im Einsatz. Hinzu kommen drei hauptamtliche Kräfte, die teilweise auf Teilzeitbasis arbeiten. „Wir haben im Durchschnitt 52 Anrufe am Tag“, sagt der kommissarischen Leiter der Stelle, Pfarrer Joachim Hall.

Die durchschnittliche Gesprächszeit liege bei 16 Minuten. Auch zu den Feiertagen ändere sich die Zahl der Anrufe nicht markant. Im Jahr liefen so zwischen 15 000 und 17 000 Anrufe in der Wuppertaler Telefonseelsorge ein.

Das Einzugsgebiet umfasst neben Wuppertal den südlichen Kreis Mettmann, Remscheid, Schwelm und Sprockhövel-Haßlinghausen — das sind rund 620 000 Menschen. Die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Telefonseelsorge sind unter den kostenfreien Rufnummern 0800/111 01 11 und 0800/111 02 22 zu erreichen. In fünf Schichten stehen die Mitarbeiter rund um die Uhr zur Verfügung: tagsüber jeweils in Vier-Stunden-Einheiten, nachts von 23 bis 7.30 Uhr. In der Regel sind die Ehrenamtler etwa 15 Stunden pro Monat im Einsatz.

Einer davon ist Klaus Büssow aus Velbert, der 2010 mit der Arbeit als Telefonseelsorger begonnen hatte. „Bei mir gab es mehrere Gründe dafür“, sagte er auf Nachfrage der WZ. Zum einen wollte er nach dem Wechsel in die Rente „geistig beschäftigt“ bleiben, zum anderen wollte er mit seinem Einsatz dafür danken, dass ihn die evangelische Kirche in einer familiären Krise unterstützt hatte. „Und außerdem habe ich viel Glück im Leben gehabt — davon wollte ich etwas zurückgeben.“ Die Arbeit hier „gibt mir immer wieder etwas“, sagt er. „Wenn Sie hier rausgehen, sehen Sie, wie relativ Ihre Probleme sind.“

Wer für die Telefonseelsorge arbeiten möchte, muss sich einem umfangreichen Auswahlverfahren stellen, denn längst nicht alle Freiwilligen sind der Aufgabe gewachsen. „Etwa ein Drittel der Anfragenden können wir leider nicht einsetzen“, sagt der kommissarische Leiter Hall. Grund sei zumeist, dass die Interessenten für die psychisch anstrengende Tätigkeit nicht geeignet seien.

Die Ausbildung umfasst 100 Stunden und dauert über ein Jahr. Wer als Telefonseelsorger arbeitet, muss zudem regelmäßig Supervisionen absolvieren, also Treffen, in denen die Mitarbeiter ihr eigenes Tun bewerten und sich Stärkung für ihre seelsorgerische Arbeit holen können.

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