Wuppertaler weltweit Ein Musikstudent im Land der Technik

Dominik Rotering studiert ein Semester in Estland. Er lernt Neues beim Trompetespielen und genießt das überall verfügbare W-Lan.

Wuppertaler weltweit: Ein Musikstudent im Land der Technik
Foto: dpa

Wuppertal. Estnisch hat er einige Brocken gelernt, kann „Wie geht’s?“ fragen. Aber meistens verständigt sich Dominik Rotering (21) derzeit auf Englisch. Der Student der Wuppertaler Universität ist für ein Semester nach Tallinn, in die Hauptstadt Estlands gegangen.

Wuppertaler weltweit: Ein Musikstudent im Land der Technik
Foto: Johanna Braem

Das Englischsprechen ist nützlich für ihn, denn der angehende Lehrer studiert auch Anglistik. An der Estnischen Musikakademie in Tallinn geht es aber nur um Musik. Viel Theorie hat er belegt, darunter Musikpsychologie — „das gibt es in Wuppertal gar nicht“. Auch bei Musikgeschichte kann er seine Kenntnisse gut ergänzen, denn in Tallinn geht es um die Klassik, in Wuppertal stand die jüngere Musikgeschichte auf dem Lehrplan. Ansonsten nimmt er an Workshops teil, darunter einer mit einem Schlagzeuger aus den USA und spielt im Orchester.

Die Angebote für Austauschstudenten sind auf Englisch, Estnisch in kurzer Zeit zu lernen ist zu schwer: „Das hat mit Deutsch nicht viel zu tun“, erklärt Dominik Rotering. „Viele Wörter sind ähnlich wie im Finnischen.“ Andere seien wieder erkennbar, hat er gemerkt. Die Tallinner „haben sich viel abgeguckt durch die Hanse. Tallinn ist ja Hansestadt.“

Er hat die Zeit auch als Tourist genutzt. An Tallinn findet er vor allem die Altstadt „auf jeden Fall sehenswert“. Als seine Eltern ihn besuchten, sind sie nach Riga gefahren, die Hauptstadt des benachbarten Lettland. Mit seiner Freundin hat er eine Schifffahrt nach Helsinki gemacht. Mit der Austausch-Organisation Erasmus war er in Lappland, hat an einer Hundeschlittenfahrt teilgenommen. Ein Wochenende hat er auf der Insel Saaremaa (deutsch: Ösel) verbracht, „sehr hübsch“ sei die Insel.

Kontakte hat er hauptsächlich zu anderen Auslandsstudenten. „Esten sind sehr zurückhaltend“, hat er gemerkt. Ab und zu komme ein Este zum Essen ins Wohnheim, das hauptsächlich andere Austauschstudenten bewohnen. Wie er in sein Zimmer kam, findet er bemerkenswert: „Der Schlüssel steckte einfach“, berichtet er. Was das Thema Vertrauen angehe, „ist hier wohl die Zeit stehen geblieben“.

In einer Hinsicht sind die Esten uns voraus: „Technologie gibt es hier viel mehr.“ So habe jeder das Recht auf freies W-Lan, daher sei es auf öffentlichen Plätzen selbstverständlich. An der Musikakademie seien viele Räume mit Flachbildschirmen ausgestattet. Und im Supermarkt könne man häufig an Scannerkassen ohne Personal bezahlen. Auch an der Tankstelle sei das Zapfen mit Karte üblich.

Das Klima ist anders als zu Hause: „Die Vegetation ist drei Wochen zurück“, erklärt Dominik Rotering. Die Temperaturen liegen derzeit noch niedriger als in Deutschland. Aber bei seiner Ankunft im Januar war das noch extremer: Minus 25 Grad herrschten damals, später folgten Nieselregen und Kälte. Dominik Rotering trägt es mit Fassung. „Ein Italiener in unsere Gruppe hat es viel schwerer. Bei ihm zu Hause in Sizilien sind schon 30 Grad.“

Das Semester ist bald vorbei, am 11. Juni kehrt er zurück. Der Aufenthalt hat sich für ihn gelohnt: Er übt viel Trompete, freut sich, dass sein estnischer Lehrer ihn auf technische Details aufmerksam gemacht hat. Deshalb ist sein Fazit zum Auslandssemester: „Für die Musik hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Und auch so!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort