Ein leichtfertiges Versprechen

Wieder einmal hat die Stadt die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oder war vielleicht doch alles so geplant, die Reaktion des Landes in Kauf genommen? Hat die Wuppertaler CDU der sechsten Gesamtschule nur zugestimmt, weil sie wusste, dass die Parteifreunde in Düsseldorf das schulpolitische Lieblingskind der Sozis ohnehin kippen würden?

Wie auch immer: In Wuppertal wissen Eltern, Schüler und Lehrer wieder einmal nicht, woran sie sind. CDU und SPD haben ihnen leichtfertig eine sechste Gesamtschule versprochen, um die Luft aus dem konfliktträchtigen Schulentwicklungsplan zu nehmen und das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten.

Dass das Land die Pläne torpedieren würde, war allerdings von Anfang an klar. In Düsseldorf werden Gesamtschulen allenfalls nur noch geduldet, gefördert ganz bestimmt nicht mehr. Und das hat durchaus gute Gründe. Die Gesamtschulen wurden unter der Vorgängerregierung systematisch zur bildungspolitischen Premium-Klasse ausgebaut. Der Ganztag ist dort Standard, was ein Grund für die hohen Anmeldezahlen ist.

Die Hauptschulen kriegen das zu spüren - und die Gymnasien. Letztere geraten durch das verkürzte Abitur unter wachsenden Druck. Sie müssen Unterricht auf den Nachmittag verlagern, ohne die entsprechende Infrastruktur vorhalten zu können. Die Landesregierung muss darauf reagieren und tut es in längst nicht ausreichendem Maße.

Aber immerhin, vom Schulträger Wuppertal kommt dazu noch gar nichts. Erklärbar ist die Prioritätensetzung des Landes auch politisch, weil sich die SPD die Gemeinschaftsschule auf die Fahnen geschrieben hat. Wuppertal und andere Städte agieren bewusst gegen die Landespolitik.

Das mag politisch zu rechtfertigen zu sein, dem Elternwillen entspricht das aber ganz bestimmt nicht. Und um den ging es CDU und SPD doch eigentlich, als sie die Pläne für eine neue Gesamtschule schmiedeten.

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