Nordstadt. Ein geschützter Raum für Kinder in Not

Nordstadt. · In den „Achtsamkeitsgruppen“ kümmert sich die Alte Feuerwache präventiv um hochbelastete Kinder.

 In den „Achtsamkeitsgruppen“ können sich die Kinder in einem familiären Umfeld entwickeln.

In den „Achtsamkeitsgruppen“ können sich die Kinder in einem familiären Umfeld entwickeln.

Foto: Andreas Fischer/Andreas Fischer,Wuppertal

Kinder, die in finanziell schwache Familien geboren werden, haben meistens keine Chance. Damit das nicht so bleibt, hat die Alte Feuerwache in der Elberfelder Nordstadt das Projekt „Achtsamkeitsgruppen“ ins Leben gerufen. Das Angebot richtet sich an hochbelastete Kinder, denen damit ein familienähnlicher und sicherer Kontext ermöglicht werden soll. „In der Nordstadt leben immer mehr Kinder, die in Armut leben“, sagt Jana-Sophia Ihle, Pädagogische Leiterin in der Alten Feuerwache. Diese Kinder haben nicht nur einen monetären Mangel, sondern haben mangelnde Bildungschancen, keine Teilhabe, keine Perspektive und leiden unter einer gesundheitlichen und psychischen Belastung.

Um ein genaueres Bild von den Kindern zu bekommen, haben die Pädagogen der Alten Feuerwache mit standardisierten wissenschaftlichen Tests eine Untersuchung durchgeführt. Der Test hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Kinder, die in die Alte Feuerwache Wuppertal kommen, stark stressbelastet sind. Davon gilt noch einmal die Hälfte als sehr stark stressbelastet, mit einer zum Teil offenen oder latenten Suizidalität. „Das liegt im Wesentlichen an der Lebenssituation“, sagt Ihle. Die Kinder, die meist von einem Elternteil alleine erzogen werden, seien oft auf sich alleine gestellt und hätten von Anfang an Probleme in der Schule, erfahren Ausgrenzung oder Rassismus.

Die Teilnehmer der „Achtsamkeitsgruppen“ werden von der Alten Feuerwache ausgesucht. Es sind Kinder, die von einer starken psychischen Stressbelastung wie Traurigkeit, Einsamkeit, Wut und depressiver Stimmung oder auch von einer physischen Stresssymptomatik wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit, Essstörungen betroffen sind

In den drei „Achtsamkeitsgruppen“ der Alten Feuerwache finden jeweils acht Kinder eine familiäre Situation vor. Sie werden nach der Schule bis zum Abend betreut, bekommen ein Mittagessen, werden bei den Hausaufgaben betreut und können nachmittags Angebote wie Fußball, Schneidern oder Trommeln nutzen. Zwei Sozialarbeiter sind feste Bezugspersonen und übernehmen Aufgaben, die Eltern im besten Fall übernehmen. „Wir sind keine Konkurrenten zur Herkunftsfamilie“, sagt Jana-Sophia Ihle. „Wir wollen die Familien unterstützen und entlasten.“

Die Voraussetzung für eine Teilnahme ist, dass die Eltern mit dem Konzept einverstanden sind. „Die Eltern sind enorm belastet mit ihren eigenen Themen“, weiß Jana-Sophia Ihle. Wenn die Eltern merkten, dass die Alte Feuerwache kein Wächteramt ist, das nur darauf schaut, was nicht gut läuft, sei die Elternakzeptanz sehr hoch.

Zu der Arbeit in den „Achtsamkeitsgruppen“ gehört auch, dass die Kinder mit den Gruppenleitern reflektieren, was am Nachmittag gut gelaufen ist und was nicht. „Wenn die Kinder in Stress geraten, wissen sie häufig nicht, wie sie damit umgehen sollen“, sagt Ihle. In den Gruppen werde unter anderem die Impulskontrolle gezielt trainiert. „Wir haben beobachtet, dass die Kinder bereits nach eineinhalb Jahren in den ,Achtsamkeitsgruppen’ eine ganz enorme Entlastung erfahren“, sagt die Jana-Sophia Ihle

Die „Achtsamkeitsgruppen“ werden vom Lionsclub und der Freudenbergstiftung unterstützt. Weitere Spenden werden benötigt, um die Arbeit der Sozialarbeiter weiter zu sichern.

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