Innenstadt Ein Dschungel erblüht als Farbklecks in Wuppertal-Elberfeld

Wuppertal · Die Künstlerin Inga Beitz-Svechtarov realisiert das Kunstprojekt der evangelischen CityKirche.

 Künstlerin Inga Beitz-Svechtarov vor ihrem farbenfrohen Werk.

Künstlerin Inga Beitz-Svechtarov vor ihrem farbenfrohen Werk.

Foto: Fischer, Andreas H503840

. Finanziert vom Kirchenkreis ist es ein erstes Projekt dieser Art: Ein riesiges Dschungelbild, 22 Meter lang und zehn Meter hoch, soll Farbe in den Stadtteil bringen und die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen der ältesten Kirche Wuppertals (Alte reformierte Kirche) verschönern.

Die Wahl des ehemaligen Pastors, Erhard Ufermann, fiel auf die studierte Grafikdesignerin Inga Beitz-Svechtarov, die schon als Kind leidenschaftlich gern und seit mehr als 20 Jahren erfolgreich Cartoons und Illustrationen zeichnet.

Die Aufgabe bestand in der Kreation eines „Dschungel-Wimmelbildes“; möglichst viele Pflanzen und Tiere – egal, ob im Dschungel lebend oder nicht - sollten abgebildet sein, sodass ein „Suchbild“ entsteht. Etwa zehn Monate wird es an der Kirchenfassade hängen bleiben, bis alle Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind. Das Original, viel kleiner und auf Aquarell gemalt, befindet sich im „WeltCafé“ der Kirche.

Pfarrerin Tuulia Telle-Steuber, ursprünglich tätig bei der evangelischen Studierendengemeinde, ist in das Projekt eingestiegen, da sich Pastor Ufermann im September 2020 in den Ruhestand verabschiedet hatte und Unterstützung benötigt wurde. Sie wird das Projekt auch mit anderen Aktionen, wie einer Gottesdienstreihe ab Januar, einem Preisausschreiben mit Quiz und anderen thematischen Veranstaltungen weiterbetreuen. Trotz Baustelle soll gezeigt werden: Es „findet etwas statt“. Die Kirche sei weiter für die Menschen da, und – soweit die Coronaregeln es zulassen – samt WeltCafé für die Menschen geöffnet.

Dschungelbild ist
eine „Charmeoffensive“

Voller Inbrunst beschreibt Tuulia Telle-Steuber das Herzensprojekt. „Man kann eine Baustelle auch als etwas Schönes, eine Chance, ein Geschenk begreifen, an die Stadt und für die Menschen, die sich hier bewegen. Überall sind Häuser, ist Beton, alles ist grau, aber wir haben gesagt, wir bringen Farbe rein, eine ,Charmeoffensive’ sozusagen.“ Die Pfarrerin sieht das Projekt wie eine Entdeckungsreise, oder eine Überraschung. „Man kommt um die Ecke und steht plötzlich vorm Dschungel mit allerlei Tieren“, beschreibt sie begeistert. Man finde viele Geschichten darin, auch mit humorvollen Aspekten. „Und es soll gleichzeitig zum Nachdenken anregen, sodass man an den echten Dschungel denkt, der bedroht ist“, so Telle-Steuber. „Einerseits haben wir das schöne Dschungelbild, anderseits die Bedrohung des Urwalds.“

Das Bild liefere viele Anknüpfungspunkte, um nachzudenken, was in der Welt los sei. „Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit liegen uns sehr am Herzen“, betont Telle-Steuber. Man könne aber auch im positiven Sinn an Vielfalt denken. „Im Dschungel ist ganz viel Platz für viele Tiere. Und auch in unserer Gesellschaft sollte Platz sein für alle möglichen, bunten Menschen, verschiedener Herkunft.“

Das Bild soll ein Anknüpfungspunkt für Gespräche sein und Aufmerksamkeit auf den Kirchplatz lenken. Gerade in diesem Jahr, wo sonst der Weihnachtsmarkt stand, werde sonst nichts an der Stelle sein. „In einer trostlosen Zeit soll gezeigt werden: Hier ist Leben, hier passiert was.“

Man könnte auch weiter blicken, so die Pfarrerin.  „Wie komme ich durch, wenn das Leben unübersichtlich wird? Wie finde ich Orientierung? Dschungel kann schön, aber auch verwirrend sein, es gibt viele Arten: den Großstadtdschungel, Behördendschungel“, führt sie als Beispiele an.

Imke Fleischhauer vom Café Milias gegenüber zeigt sich begeistert: „Wir wurden vorab informiert. Es sieht sehr schön aus. 10 000 Mal schöner, als eine kahle Wand. Eine sehr schöne Idee und schön anzusehen, für uns und unsere Gäste.“

Sie und ihr Miteigentümer Salvatore Spinosa hoffen, dass sich die Lage bald ändert, sodass sie bald wieder Gäste „sitzend“ im Café begrüßen können und nicht nur „coffee to go“ läuft.

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