Ein Blick in den Schlund der Hölle
Das Müllheizkraftwerk verbrennt 400 000 Tonnen Abfälle im Jahr und nutzt den Wasserdampf für Strom.
Küllenhahn. Die schwere Metalltür hat nur eine kleine Öffnung. Die dicke Scheibe gewährt einen direkten Einblick in den Schlund der Hölle. Aus einer Feuerwand tief unten züngeln und lecken die Flammen gierig nach oben. Ihr warmer Widerschein spiegelt sich in der Scheibe, die Hitze ist auch auf der anderen Seite noch als schwacher Hauch der Glut im Zentrum des Ofens spürbar.
Blick in
verborgene Welten
„Dort unten verbrennt der Müll bei einer Flammentemperatur von 1300 Grad Celsius“, sagt Conrad Tschersich. Der 54-Jährige ist Technischer Geschäftsführer des Müllheizkraftwerks auf Küllenhahn. Er kennt die riesige Anlage wie sein eigenes Wohnzimmer und aus jedem seiner Worte spricht die Begeisterung für die Technik. „Jeder Ofen setzt soviel Energie frei wie 22 500 Herdplatten bei voller Leistung. Das nutzen wir, um daraus Wasser zu verdampfen und daraus Strom zu gewinnen. Bis zu 70 000 Megawattstunden speisen wir im Jahr ein. Das entspricht bis zu sieben Millionen Liter Heizöl.“
Conrad Tschersich
Die Schritte hallen hohl von den Betonwänden im Treppenhaus wider. Eine weitere schwere Metalltür führt zu einem Gang, an dessen Ende Christof Wolke und Andreas Kostenpfennig auf Drehstühlen vor einer großen Scheibe sitzen. Jenseits davon graben sich zwei große Greifer in einen Berg aus bunten Fetzen. Mit einem geübten Zug am Hebel in seiner Rechten lässt Christof Wolke den Kran aufsteigen. Lange Stoffbahnen schweben mit nach oben. Mit Links lässt der Kranfahrer die so genannte Katze näher an sich heranfahren und öffnet dann den Greifer. Wie Riesen-Konfetti rieselt der Müll auf einen kleinen Hügel herab.
„Wir mischen hier den Müll. Das ist wie bei einem Schichtsalat, wir wollen von allem etwas haben“, erklärt Conrad Tschersich mit einem Blick in den Betonbunker. Denn nicht alles brennt gleich gut. Während die alte Matratze sogleich in Flammen aufgeht, ist das Stück Bauschutt nur schwer entflammbar. „Metalle filtern wir vorher heraus. Das hat nicht nur ökologische Vorteile. Die Erlöse aus dem Verkauf schreiben wir dem Gebührenzahler gut“, erläutert Conrad Tschersich das System.
Ein Glockensignal ertönt. „Der Kessel meldet sich, dass der Nachschub braucht“, sagt der Technische Leiter. Mit einem Hebelzug lässt Andreas Kistenpfennig seinen Greifer in den Müllberg tauchen. Vollbepackt schnellt er an der Seilwinde nach oben, ein weiterer Hebelzug lässt den Kran nach rechts fahren, bis der Greifer über dem Trichter baumelt. Auf Knopfdruck öffnen sich die Arme und die bunte Ladung verschwindet in der Tiefe.