Ein bisschen Regen schadet doch dem Luisenfest nicht

Straßenfest: Tausende bummelten durch das Viertel: Klönten, trafen alte Bekannte, kauften – und genossen den Sonntag.

Wuppertal. Ein Tross bunter Regenschirme bewegt sich gemächlich die Luisenstraße auf und ab. Mit abenteuerlichen Konstruktionen aus Schirmen und Planen versuchen die Händler ihren Trödel vor dem Regen zu bewahren. Das jährliche Fest auf der Luisenstraße - fast wäre es ins Wasser gefallen.

Der guten Laune schien das bergische Wetter keinen Abbruch zu tun, der Wuppertaler nimmt’s mit Humor: Ruben Küster etwa sitzt vor dem Regen geschützt unter einem der Zelte vor der Morena-Bar, trinkt seinen ersten Caipirinha und kommentiert die Lage: "Über Deutschland lacht die Sonne - über Wuppertal die ganze Welt."

Egal - ausgestattet mit Sonnenhüten und dicken Jacken bemüht sich die Morena-Crew um gute Stimmung. Gegenüber, ebenfalls mit Sonnenhut, tanzt sich ein Kellner der Viertelbar warm, schwingt die Hüften, als gäbe es nichts Schöneres. Der zehnjährigen Luise scheint das allerdings wenig zu imponieren. Sie hat ein ernsthaftes Problem: Luise ist auf der Suche nach Briefmarken. Es gebe welche, sagt sie und schaut sehnsüchtig in Richtung des Standes, der solche Schätzchen hat.

Ein paar Stände weiter preisen Aleks Dicke und Nicole Hoppe, geschützt durch eine Vielzahl von aufgestellten Regenschirmen, ihre Kostbarkeiten an. Seit sechs Uhr morgens stehen sie schon da und versichern: "Für jeden ist etwas dabei". Neben den "Methoden der empirischen Sozialforschung" liegt ein Salatbesteck, "Fürstlich decken mit Fürst Bestecken" steht auf der Schachtel. Selbst Bravo-Poster aus den 80ern haben schon einen Abnehmer gefunden. Einige clevere Verkäufer animieren die Bummler durch auffällige Kleidung; Nicole Siebel etwa verhandelt in einem Elefantenkostüm.

Jedes Jahr im Mai wird die Luisenstraße zu einer Fundgrube; das gute alte Telefon mit Drehscheibe in Blümchenstoff oder der vergilbte Band "Lebendiges Wuppertal". Hans-Joachim Westerholz bringt es auf den Punkt: Der Flohmarkt ist noch ein richtiger Flohmarkt, hier wird kein Schund verkauft."

Und auch das Angebot der Essstände kann sich sehen lassen: Leckere Pasta oder Merquez-Würstchen aus Lamm- und Rindfleisch. Das Schönste sei das Klönen. "Man trifft sich einfach und hat genug Zeit, sich auszutauschen. Das ist Tradition", meint Westerholz. Voll sei es doch sowieso. Und als die Bands zu spielen beginnen, lässt der Regen nach, die Sonne bahnt sich ihren Weg und es ist bald kein Durchkommen mehr. Fazit: Auch in diesem Jahr ein tolles Ereignis. Bettina Brüntrup fasst zusammen: "Es ist das familiäre, originelle, das das Fest, aber auch das Viertel ausmacht. Klein, fein, Wuppertal eben. Und der Regen passt auch irgendwie dazu."

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