Baurecht Ein Bäcker in den Fängen der Bürokratie

Cronenberg · Ein nicht nutzbarer Raum, abgesagte Veranstaltungen und viele zusätzliche Kosten: Wie Bäcker Dirk Polick bei seinem Umzug in Cronenberg in die Bürokratie-Falle tappte.

 In diesem Raum wollte Chef Dirk Polick eigentlich Vereinen und Feiern einen Platz bieten. Doch nach Arbeiten am Dach ist dieser Bereich zunächst tabu.

In diesem Raum wollte Chef Dirk Polick eigentlich Vereinen und Feiern einen Platz bieten. Doch nach Arbeiten am Dach ist dieser Bereich zunächst tabu.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In Dirk Policks neuer Bäckerei-Filiale an der Hauptstraße 25 bis 27 sind die Tische gut besetzt. Auf den ersten Blick sprechen alle Zeichen dafür, dass der Umzug im vergangenen Jahr für den Bäckermeister ein Erfolg auf der ganzen Linie war. Doch der Eindruck täuscht. „Würde ich es nochmal machen? Da setze ich ein großes Fragezeichen hinter“, sagt Polick. Der Umzug habe ihm enorm viel abverlangt. Finanziell und emotional. Schritt für Schritt versank der Bäckermeister in einem Sumpf aus Bürokratie. Das Ergebnis: Ein Veranstaltungsraum der neuen Filiale darf nicht genutzt werden, Policks Comedy-Reihe wurde unter Androhung einer 3000-Euro-Strafe vorübergehend abgesetzt und die abschließende Nutzungsgenehmigung für seine Filiale liegt auch nach einem Jahr noch nicht vor. Dafür musste Dirk Polick 26 000 Euro für Parkplätze bezahlen, die es gar nicht gibt.

 Was Polick bislang mit seiner neuen Filiale mit Cafébetrieb erlebt hat, ist wohl der Albtraum eines mittelständischen Unternehmers. Das Drama fing mit der Nutzungsänderung für die Räumlichkeiten an, die erforderlich wurde, weil das Ladenlokal bekannterweise früher durch das Kaufhaus Buß für Einzelhandel genutzt wurde. „Das ist fast so, als wenn man neu baut“, sagt Polick. Der Verwaltungsakt hatte unter anderem zur Folge, dass der Bäcker komplett neu über Fluchtwege, Wände, Decken und Säulen nachdenken musste. 100 000 Euro kostete das Nachrüsten auf den neusten Standard.

26 000 Euro für Parkplätze,
die es gar nicht gibt

Ebenfalls tief in die Tasche greifen musste Polick, weil er als neues Gewerbe an der Hauptstraße Parkplätze für seine Kunden ausweisen musste. Parkplätze – die es nicht gibt. Daher musste der Bäcker nach eigenen Angaben ersatzweise 26 000 Euro zahlen. „Für mich ist das eine versteckte Steuer“, sagt Polick. Schließlich habe der Cronenberger dafür keinen einzigen Parkplatz gewonnen.

Soweit die Unannehmlichkeiten, die zu jeder Neuansiedlung in dieser Form gehören. Doch Dirk Polick kritisiert speziell in seinem Fall die Stadt Wuppertal, die ihm besonders viele Hürden in den Weg gelegt habe. Nerven hat ihn beispielsweise gekostet, dass er bis zum heutigen Tag - rund ein Jahr nach seinem Antrag - noch immer keine finale Nutzungsgenehmigung für seinen neuen Standort vorliegen hat. „Die Ungewissheit nervt“, sagt der Inhaber von zehn Filialen. Inzwischen hat er eine vorläufige Genehmigung der Verwaltung – aber einen Tag vor dem offiziellen Eröffnungstag im August hatte Polick noch überhaupt nichts Schriftliches in der Hand. „Ich war rund 20 Mal im Rathaus“, so der Bäckermeister. Einen Tag vor dem Eröffnungstermin – zu dem er natürlich bereits sein Personal eingeteilt hatte – habe man ihm mündlich zugesichert, seinem Architekten die vorläufige Genehmigung zuzusenden. „Das ist aber leider nicht passiert“, sagt Polick. Die sei dann erst Wochen nach der Eröffnung gekommen.

Auf die eigentliche Nutzungsänderung wartet Polick auch deswegen, weil er erst durch sie seine Comedy-Reihe fortsetzen kann. Bislang hat er keine Genehmigung für die Abendveranstaltungen. Nach zwei ersten Events sei ein böser Brief von der Stadt gekommen, in dem Polick eine Strafe von 3000 Euro angedroht worden sei. Wenig Verständnis hat der Bäcker auch für die Tatsache, dass er einen Veranstaltungsraum im hinteren Bereich des Ladenlokals nicht nutzen kann, nachdem er das Dach nach einem Wasserschaden reparieren ließ. „Es hat sich ja nichts geändert. Nur verbessert“, sagt der Unternehmer. Trotzdem musste er für den Raum eine erneute Genehmigung beantragen – die ebenfalls noch nicht vorliegt.

Was sagt die Stadt zu den Vorwürfen? Bis zum Redaktionsschluss blieb ein angekündigter Rückruf an die WZ aus.

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