Finanzen Ehrenamt ist 250 Millionen Euro wert

Wuppertal · Pro Jahr leisten die 100 000 Helfer in Wuppertaler fast 21 Millionen Stunden kostenlos Arbeit.

 Berufs- und Freiwillige Feuerwehren ergänzen sich in Wuppertal bei ihrer Arbeit. Ohne die Ehrenamtler ginge es bei der Größe der Stadt nicht.

Berufs- und Freiwillige Feuerwehren ergänzen sich in Wuppertal bei ihrer Arbeit. Ohne die Ehrenamtler ginge es bei der Größe der Stadt nicht.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Bis zum 22. September findet in ganz Deutschland die Woche des bürgerschaftlichen Engagements statt. In Wuppertal wurde in diesem Jahr vom Zentrum für gute Taten zum ersten Mal unter dem Titel „wodebuen“ (Woche des bürgerschaftlichen Engagements) eine Veranstaltungsreihe organisiert. Das Ehrenamt ist an 365 Tagen im Jahr gefragt. Rund 250 Millionen Euro ist ehrenamtliche Arbeit in Wuppertal pro Jahr wert, wobei für die Bedeutung der geleisteten Arbeit gilt: Sie ist im Grunde unbezahlbar.

Die Stadt Wuppertal hat rund zwölf Euro als Gegenwert für die Arbeit eines Ehrenamtlichen pro Stunde angesetzt. Sowohl die Stadt als auch die Freiwilligenagentur „Zentrum für gute Taten“ gehen davon aus, dass sich rund 100 000 Wuppertaler für ihre Mitmenschen ehrenamtlich engagieren - und das im Schnitt vier Stunden pro Woche. Hochgerechnet auf 52 Wochen ergäbe das eine Summe von rund 250 Millionen Euro pro Jahr allein für die Arbeitsleistung der Ehrenamtlichen bei einem Stundensatz von zwölf Euro. Tatsächlich dürfte der Wert der Arbeit noch weit höher liegen, denn das Ehrenamt übernimmt Aufgaben, die sich eine Stadt wie Wuppertal personell und finanziell gar nicht leisten könnte.

Die Freiwilligen Feuerwehren mit ihren 650 bis 700 Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmännern ergänzen die Arbeit der 430 Berufsfeuerwehrleute. Ulrich Zander, Leiter des Stadtbetriebs Feuerwehr, weiß diese Unterstützung sehr zu schätzen. „Ohne die Freiwilligen wäre die Arbeit finanziell und in der Fläche so nicht zu leisten. Bei Ereignissen wie dem Starkregen am 29. Mai 2018 sind alle Feuerwehren mit allen Fahrzeugen im Einsatz. Trotzdem müssen in den nächsten Tagen an 24 Stunden 80 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr pro Tag als Bereitschaft zur Verfügung stehen. Das ist nur dank des Ehrenamtes möglich“, sagt Ulrich Zander.

Wuppertalbewegung ist ein markantes Beispiel für das Ehrenamt

200 000 Arbeitsstunden haben die Mitglieder der Wuppertalbewegung beim Bau der Nordbahntrasse geleistet. Lutz Eßrich, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, beziffert den Eigenanteil auf 3,5 Millionen Euro. Hinzu kommt der Einsatz von Ehrenamtlichen bei den Draisinenfahrten und die Arbeit der 60 bis 70 Trassenpaten, die den Rad- und Wanderweg in Schuss halten. Hinter den Paten stehen Vereine, Firmen und Verbände. Das sind neben den 1300 Mitgliedern der Wuppertalbewegung hunderte Wuppertaler zusätzlich.

Wie wertvoll ist aber eine freiwillige Leistung im sozialen Bereich? Unbezahlbar, wenn man zum Beispiel an ehrenamtliche Hilfen in einem Hospiz denkt oder in der Flüchtlingshilfe, bei der Wuppertaler Tafel oder der Kindertafel. Es gibt Lesepaten, Ausbildungspaten und Begleiter für Berufsanfänger. Sie alle sind praktisch unersetzlich.

Volkmar Schwarz, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, geht davon aus, dass zehn Prozent der 67 000 organisierten Sportler ehrenamtlich im Verein tätig sind. „Es sind vielleicht nicht mehr so viele wie früher für eine jahrzehntelange Vorstandsarbeit zu begeistern, aber das Engagement für Projekte im Verein ist ungebrochen groß“, sagt Schwarz. 1200 lizenzierte Übungsleiter sind gemeldet, die Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass der Sport seine gesellschaftlichen Funktionen in den Bereichen Gesundheit und Integration erfüllt.

Sportvereine haben in Wuppertal die Verantwortung und Schlüsselgewalt für 30 Sportanlagen und Sportplätze übernommen. „So spart die Stadt pro Jahr rund eine Million Euro an Personalkosten“, sagt Thomas Hornung, stellvertretender Leiter des Sportamtes. Hinzu kommt, dass die ehrenamtlichen Sportler mit eigenem Geld und der Eigenleistung in Millionenhöhe zum Bau von Kunstrasenplätzen und Vereinsheimen beigetragen haben.

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