Ehrenamt: Leih-Oma Heidi gehört fest zur Familie

Im Diakonie-Projekt „Rent a Grand“ engagiert sich Heidi Frewell aus Ronsdorf seit gut drei Jahren für Familie Münter vom Ölberg.

Wuppertal. Dienstags und donnerstags ist Oma-Heidi-Zeit: Dann freuen sich in der Elberfelder Nordstadt Rosalie (6) und ihr Bruder Emile (10) auf Heidi Frewell — ihre Leih-Großmutter. Seit 2010 kümmert sich die Ronsdorferin um die beiden Kinder und verhilft deren Mama Ulrike Münter „zu echter Entlastung im Alltag“, wie die berufstätige Mutter sagt.

2010 haben sich die beiden im Rahmen des Projekts „Rent a Grand“ der Evangelischen Familienbildung kennengelernt. Dabei werden Senioren — vor allem ältere Frauen, aber auch Paare — als „Patengroßeltern“ ehrenamtlich tätig. „Wir vermitteln Wahlverwandtschaft“, so das Motto des Projekts, Rent a Grand möchte Generationen zueinander führen: „In einem bewährten Verfahren werden potentiellen Leihomas und Leihopas an interessierte Familien vermittelt und im gesamten Betreuungsprozess bei Bedarf begleitet und unterstützt“, so Projekt-Koordinatorin Jessica Geisler.

Wie die Beziehung ausgestaltet wird, wie eng sie ist und wie oft man sicht sieht, werde individuell zwischen den Parteien geregelt, es gehe vor allem auch darum, zu einander passende Menschen zusammenzubringen. „Die Chemie muss stimmen, und natürlich sollten auch die Rahmenbedingungen für beide Seiten passen“, sagt Jessica Geisler. Denn idealerweise wird wird Beziehung zwischen Leih-Oma und betreuter Familie eine langjährige und vertraute.

Für Ulrike Münter ist Oma Heidi „ein absoluter Glücksfall“, wie sie sagt: „Wir hatten von Freunden gehört, dass es dieses Netzwerk gibt — und haben Heidi gleich beim ersten Termin kennengelernt. Irgendwie wusste ich sofort: Das ist sie.“

Ein beiderseitiges Gefühl offenbar — denn man vereinbarte sogleich ein Treffen in Ronsdorf: „Ich wollte mich gern einbringen und mit Kindern zu tun haben“, sagt Heidi Frewell, deren drei eigene Kinder mittlerweile erwachsen sind und nicht mehr zu Hause leben. Von Rosalie und Emile war sie von Anfang an begeistert: „ Das sind die Enkelkinder, wie ich sie mir vorstellen kann.“ Schnell entwickelte sich eine feste Wochen-Routine: Mal kommt Oma Heidi zum Ölberg, mal sind die Kinder in Ronsdorf.

Auch außer der Reihe wird Oma Heidi mitunter gebraucht: „Ich frag’ dann einfach, ob es ihr passt, und sie meldet sich, wenn es zu viel wird“, sagt Ulrike Münter. Emile und Rosalie genießen die Zeit mit der Leih-Oma. Sie haben sich schnell an die Besuche gewöhnt und mögen den großen Garten in Ronsdorf. Ist Mutter Ulrike dienstlich unterwegs, bleiben die Kinder auch über Nacht — und Heidi Frewell fährt sie zur Schule.

Das Ehrenamt funktioniert auf Gegenseitigkeit: „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Oma Heidi. „Natürlich gab es auch schon mal die ein oder andere kleine Krise“, räumt Ulrike Münter ein. Wie in anderen Familien eben auch. Doch, und das ist allen Beteiligten ganz wichtig, die Basis stimmt: „Das Vertrauen war von Anfang an da.“

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