Wuppertal „Durch die B7-Sperrung sind ÖPNV-Kunden dazugekommen“

Bei der dritten Veranstaltung in der Reihe Transformationstandem ging es um zukunftsfähige Mobilität in Wuppertal.

 Prof. Oscar Reutter (Wuppertal Institut, v.l.)mit Olivia Spiker (Bergische Uni) und Sabine Schnake (WSW mobil).

Prof. Oscar Reutter (Wuppertal Institut, v.l.)mit Olivia Spiker (Bergische Uni) und Sabine Schnake (WSW mobil).

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Sperrung der B7 war für viele anstrengend bis ärgerlich. Mit der Ausnahmesituation zwischen 2014 und 2017 beschäftigt sich auch die Forschung. Bei der dritten Veranstaltung „Zukunftsfähige Mobilität in Wuppertal“ stellte Olivia Spiker, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität, die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit zum Thema vor. Als Praktikerin war Sabine Schnake, leitende Produktmanagerin von WSW mobil, in der Citykirche dabei. Sie sprach von den Bemühungen der Stadtwerke, während der Straßensperrung Neukunden für den Nahverkehr zu gewinnen.

Was passiert, wenn eine Hauptverkehrsader für fast drei Jahre gesperrt wird? Im Rahmen ihrer Arbeit hat Spiker eine Reihe von Umfragen durchgeführt und analysiert. Ein Aspekt war die räumliche Verlagerung des Verkehrs. Spiker zeigte einen Stadtplan mit alternativen Fahrstrecken. Danach wichen Autofahrer nördlich der B7 auf Briller Straße und Neumarktstraße aus, südlich davon auf die Wolkenburg. Negative Folge der Umwege war, dass sich die Luftqualität im Tal während der Sperrung verschlechterte.

Gleichzeitig untersuchte Spiker das Verhalten der Verkehrsteilnehmer während der Sperrung. Dabei stellte sich heraus, dass eine Mehrheit – 359 von 503 Befragten – vom Auto auf andere Verkehrsmittel umgestiegen ist. Den Löwenanteil machten Busse, Bahnen und Schwebebahn aus. „Mit Beginn der Sperrung wurden zehn Prozent mehr Tickets für den ÖPNV verkauft“, führte die Referentin aus. Gering war die Zahl der Autofahrer, die das Fahrrad nahmen oder zu Fuß gingen.

Beim Wechsel spielte der äußere Anlass allerdings nicht die Hauptrolle. Spiker fand heraus, „dass die Wechsler ein großes Umweltbewusstsein besaßen“. Ein besonderer Fall seien die Studenten der Bergischen Universität. Das Semesterticket habe es ihnen leicht gemacht, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Die Sperrung habe auch
positive Effekte gehabt

Die B7-Sperrung habe also auch positive Effekte mit sich gebracht, betonte Spiker. Nicht zuletzt dadurch, dass hier „Mobilitätsroutinen“ auf den Prüfstand gestellt und zum Teil verändert wurden. Eine Verkehrsverlagerung dieser Größe sei eine Handlungsoption und gestaltbar, schloss sie.

An dieses Fazit knüpfte Sabine Schnake an. Mit der gesperrten Bundesstraße hätten die Stadtwerke vor „einer großen Herausforderung“ gestanden. Wo sollten in dieser Zeit welche Busse fahren? Wie sollte das bisherige Angebot aufrechterhalten werden? Die Maßnahme an sich begründete Schnake mit der Situation vor 2014. Der alte Busbahnhof habe weder den Bussen noch den Fahrgästen genug Platz geboten. Der provisorische Busbahnhof an der Ohligsmühle sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen – auf dem Weg zum Neubau am Döppersberg, der seit seiner Einweihung im vergangenen November eine deutlich höhere Aufenthaltsqualität biete.

Wie Spiker konstatierte Schnake bei den Ticketverkäufen einen „B7-Effekt“. „Durch die Sperrung sind Kunden dazugekommen.“ Zwar seien kaum Zeitkarten nachgefragt worden. Gut verkauft habe sich dafür das extra aufgelegte „Ab-in-die-City-Ticket“. Zum Gesamtbild gehört freilich auch, dass die Stadtwerke aufgrund der geänderten Strecken mehr Fahrzeuge und Fahrer auf die Straße schicken mussten. „Es ist ein Rundumschlag gewesen, der Mehraufwendungen im sechsstelligen Bereich mit sich gebracht hat.“

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