Wuppertal Düsseldorfer Amokläufer kommt aus Elberfeld

Der Mann, der am Donnerstag am Düsseldorfer Hauptbahnhof mehrere Menschen mit einer Axt verletzt hat, ist offenbar psychisch krank.

Wuppertal: Düsseldorfer Amokläufer kommt aus Elberfeld
Foto: dpa

Wuppertal. 36 Jahre alt ist der Mann, der am Donnerstagabend mit seiner brutalen Attacke Angst und Schrecken verbreitet hat. Er stammt aus dem Kosovo, lebte seit 2009 in Deutschland und hatte eine Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen. Nach Angaben der Polizei hat er keine eigene Familie, aber einen Bruder, der ebenfalls in Wuppertal lebt.

Wuppertal: Düsseldorfer Amokläufer kommt aus Elberfeld
Foto: Judith Michaelis

Der hatte am Donnerstag bereits die Polizei alarmiert und eine Vermisstenmeldung gemacht. Denn als er den 36-Jährigen besuchen wollte, war dieser nicht zu Hause. „Er kannte den Zustand seines Bruders und er wusste, dass er sich eine Axt gekauft hatte, weil er sich bedroht fühlte“, so die Polizei. Die Axt hat der 36-Jährige wohl etwa eine Woche zuvor erstanden. Als der Bruder die Vermisstenmeldung machte, war der 36-Jährige wohl schon am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Attacke mit Axt am Düsseldorfer Hauptbahnhof
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Attacke mit Axt am Düsseldorfer Hauptbahnhof

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Die Ermittler haben noch in der Nacht gemeinsam mit dem Staatsschutz die Wohnung des 36-Jährigen in Wuppertal durchsucht und dort ein Attest aus dem Jahr 2015 gefunden, nach dem er an „paranoider Schizophrenie“ leidet. Auch entsprechende Medikamente wurden gefunden. Die Erkrankung war möglicherweise auch der Grund dafür, dass er in Deutschland bleiben konnte. Dass jemand aus dem Kosovo Asyl erhalte, sei „eine extreme Ausnahme“, erklärt Jürgen Lemmer, Leiter des Ressorts Zuwanderung und Integration.

Keinerlei Hinweise gab es auf einen terroristischen Hintergrund der Tat. Deshalb geht die Polizei derzeit von einem „offensichtlich verwirrten Einzeltäter“ aus.

Axt-Angriff in Düsseldorf - Die Situation rund um den Bahnhof
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Nach Angaben der Polizei war der Täter auch bereits einmal in einer psychiatrischen Einrichtung. Damals sei es aber darum gegangen, dass er sich selbst schädigen wollte oder sogar suizidgefährdet war. Das ist auch die einzige Tatsache, mit der er bisher im Polizeisystem auftaucht. Vorbestraft ist er nicht. Bei seiner Tat soll er damit gerechnet haben, erschossen zu werden. So etwas soll er den Beamten gesagt haben, die ihn festnahmen.

Weitere Aussagen von ihm gibt es noch nicht, denn der Mann ist schwer verletzt und wurde am Freitag operiert. Er war auf der Flucht aus dem Düsseldorfer Bahnhof von einer Überführung auf die Straße gesprungen, hatte sich dabei „multiple Knochenbrüche“ zugezogen. Ob er in der Absicht sprang, sich selbst zu töten, weiß die Polizei noch nicht, das müssen weitere Vernehmungen ergeben.

Die Staatsanwaltschaft führt das Verfahren als neunfachen versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Derzeit werde geprüft, ob der 36-Jährige einstweilig untergebracht wird, sagte Staatsanwalt Martin Stücker. Auch bei einem Prozess wird es dann darum gehen, ob der Mann wegen seiner Krankheit vermindert schuldfähig oder schuldunfähig ist. In diesen Fällen wird das Gericht darüber entscheiden müssen, ob er eine Gefahr für die Allgemeinheit ist und deswegen dauerhaft in einer geschlossenen Psychiatrie untergerbacht werden muss. Der Prozess wird voraussichtlich in der Stadt des Tatorts stattfinden, also in Düsseldorf.

Der Amoklauf wirkte sich auch im Bahnverkehr aus. Der Düsseldorfer Hauptbahnhof war von 21 Uhr bis 1 Uhr nachts gesperrt. Züge des Nah- und Regionalverkehrs kehrten jeweils vor dem Hauptbahnhof wieder in Gegenrichtung um. Fernzüge wurden umgeleitet, einige davon auch über Wuppertal.

Sozialdezernent Stefan Kühn weist darauf hin, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge den sogenannten humanitären Aufenthalt des Mannes in Deutschland genehmigt habe. „Er stand in ärztlicher Behandlung. Ein möglicher Grund für den humanitären Aufenthalt könnte sein, dass eine entsprechende Behandlung in seinem Heimatland nicht möglich ist. Ich kenne aber nicht die Einzelheiten des Falls“, sagt Stefan Kühn. Was bekannt sei, deute darauf hin, dass es sich um eine schwere psychische Störung handele.

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